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30. November 2007

Wette mit Erich Vogel

Beim Talk im El Lokal am vergangenen Mittwoch habe ich mit Erich Vogel folgende Wette abgeschlossen: Sitzt nächste Saison weiterhin Hanspeter Latour auf der Trainerbank von GC, verkaufe ich Bratwürste beim ersten Heimspiel der Zürcher. Beginnt GC hingegen die neue Saison ohne Latour, steht Erich Vogel einen Abend lang hinter dem Tresen im El Lokal.

Hätte ich vor Wochen eine ähnliche Wette zu Assistenstrainer Murat Yakin gemacht, Erich Vogel müsste noch diese Weihnachten den Zapfhahnen im El Lokal bedienen. Denn entgegen den hundertprozentigen Versicherungen, dass das GC-Trainer-Trio mit Latour, Yakin und Grüter nicht  zur Disposition stehe, wurde Muri zuerst von der Trainerbank auf die Tribüne verbannt und jetzt gar aus der Mannschaft gekippt.

Die offizielle Version wird natürlich anders lauten - Muri sei weiterbefördert worden zum Chefscout oder so. Tatsache ist: Nach knapp einem halben Jahr wird bei GC - was kaum jemanden verwundert, ausser bei GC - das Trainer-Dreigestirn neu positioniert. Ob’s nützt? Kaum, an welchem Tag Erich Vogel nächste Saison Bier ausschenkt, werde ich aber bei Zeiten durchgeben.

Kubilay Türkyilmaz, der ebenfalls im El Lokal zu Gast war (Erich Vogel: "9 von 10 Penalties, die Kubi für uns rausgeholte, waren erfunden!"), benennt das Problem bei GC wie folgt: "Die Mannschaft hat keine Persönlichkeit, weil sich keine Persönlichkeiten unter den Spielern befinden." Zu seiner Zeit sei es sicher nicht einfach gewesen für Erich Vogel und Trainer Christian Gross, Spieler wie ihn zu verwalten, "aber immerhin hatten wir Erfolg". Kubi, Subiat, Esposito, Murat Yakin, Moldovan, Comisetti, Lombardo, Johann Vogel - sie alle seien zum Teil unbequeme Spieler gewesen und schwierig im Unterhalt, aber wenn es darauf angekommen sei, dann hätten sie Charakter gezeigt und ein Spiel noch umgebogen.

Otmar Keller (schreibt sich tatsächlich so!), einst Konditionstrainer bei GC, diesen Sommer im erfolgreichen Segelteam von Alinghi, seit November nun für die Physis der Schweizer Nationalmannschaftspieler zuständig, versichert, dass Kubi durchaus gute Trainingsbereitschaft zeigte. "Er wollte immer der Schnellste sein." Und vor allem: "Keiner wie er konnte die Kraft einteilen und im richtigen Moment lossprinten." Mit anderen Worten: Er stand 90 Minuten faul rum und knallte sie in letzter Sekunde ins Lattenkreuz. Kubi formuliert es anders: "Wäre ich öfters und länger gerennt, hätte ich keine Kraft mehr gehabt für den Torschuss."

Was den Formstand der Schweizer Nationalmannschaft anbelangt, gibt sich Otmar Keller zuversichtlich, obwohl er zugibt, dass er nicht mehr sehr viel machen kann. Die Zeit sei knapp bis zur EM, und weshalb er erst jetzt engagiert worden sei, müsse man andere fragen. Bis zur Euro 2008 jedenfalls, so Keller, würden Köbi Kuhns Spieler fit sein. "Otmar ist doch gar nicht für die EM 2008, sondern für die WM 2010 angestellt worden", behauptet Kubi zwar, angestellt nämlich vom zukünftigen Nationaltrainer Christian Gross. "Er hatte mit Otmar bei GC zusammengearbeitet. Otmar ist der Beste, darum liess ihn Gross für die WM 2010 schon mal anbinden."

Leider ging uns irgendwann mal das Bier aus und damit verbunden die analytische Tiefenschärfe, um diese und andere Fragen am Tresen weiter zu vertiefen. Kurz nach 1 Uhr verliess ich das El Lokal. Erich Vogel ist noch etwas länger geblieben. Vermutlich, um sich die taktische Anordnung der Zapfsäulen zu merken - die Wette gilt!

P.S. Der nächste und letzte Talk in diesem Jahr findet bereits am 12.12.2007 statt.

November 30, 2007, 03:05 nachm.
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27. November 2007

Kubi im El Lokal

Am kommenden Mittwoch, 28. November, findet der nächste Fussball-Talk im Zürcher El Lokal statt (www.ellokal.ch). Mit dabei unter anderem Kubilay Türkyilmaz und Erich Vogel. Da wir noch keine Konzession haben für die Eurovision und CNN nicht Schweizerdeutsch überträgt, werden wir den Abend weiterhin genuin-klassisch gestalten - Fragen werden am Ort beantwortet, also am Tresen oder auf der Bühne. Podcast und so Sachen sind noch in der Evaluationsphase IIa, aber merci für die Nachfrage. Alle Blogger sind besonders herzlich eingeladen, am Mittwoch auf ein Bier vorbeizuschauen. An dieser Stelle ein Kompliment: Trotz fahrlässiger Betreuung meinerseits entwickelt sich dieses Forum prächtig - kontrovers, ungeschminkt, überraschend. Dafür möchte ich mich bei allen Fussball-Tifosi und anderen Typhus erkrankten Protoanarchisten bedanken: Die Regeln sind da, um missachtet zu werden - zumindest in diesem Blog. Keine Denkschranken, kein Taktieren, kein Jonglieren mit dem Luftballon. Der Fussball lebt von den Fans und nicht umgekehrt. Jeder ist ein Experte bis der empirische Beweis erbracht ist, wo beim Ball oben und unten ist. Der Fussball-Talk im El Lokal orientiert sich an dieser agnostischen Leitplanke. Kein Fussball-Gott über uns - ausser George Best, seelig.
Französisch- resp. Italienischkenntnisse würden übrigens nicht schaden am nächsten Mittwoch: Kubi spricht zwar Deutsch, aber auf Französisch oder Italienisch versteht man ihn.

November 27, 2007, 12:14 vorm.
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25. November 2007

Traumlos?

Sorry, wenn ich wieder mal kurz in die Diskussion eingreife. Der Kleine ist im Bett, der Grosse büffelt auf ein Chemie-Ex, meine Frau ist noch in Berlin, und auf SF1 singen Vico Torriani und Beni Kalkutta liegt am Ganges. Beste Zeit für ein paar grundsätzliche Gedanken zur WM-Auslosung, die heute in Südafrika stattgefunden hat.
Die Tagesschau sprach von Götter, die der Schweiz wohlgesinnt sind, von Traumlos und dergleichen
Das Gegenteil ist der Fall. Als Fussballfan hätte ich mir keine langweiligere Gruppe vorstellen können. Griechenland und Israel als attraktivste Gegner, dann Moldawien, Lettland und Luxemburg. Riesenheuler!
Alles sympathische Gegner, es würde gar keine richtige Schadenfreude aufkommen, sie zu besiegen.
Würde. Denn ich zweifle, ob die Schweiz sich in dieser vermeintlichen Zwergen-Gruppe so locker an die WM 2010 chügele kann.
Das Problem der Schweizer Nationalmannschaft, neben ein paar anderen Problemchen, ist, dass sie das Spiel nicht gestalten kann. Eine richtige Nummer 10 fehlt, Hakan Yakin hätte das Potential dazu, aber es ist schon alles gesagt über ihn.
Die Schweiz hat dieses Jahr (Ausnahme: Deutschland) gegen grosse Gegner wie Argentinien und Holland ordentlich gespielt, nicht weltmeisterlich oder stratosphärisch gut, wie bisweilen zu lesen war, sondern ordentlich, ansprechend. Gegen alle anderen, vermeintlich schwächeren Gegner, sah das Team von Köbi Kuhn schwach aus.
Mit anderen Worten: Ist der Gegner attraktiv und eine grosse Nummer im Weltfussball, scheinen die Schweizer ihr Potential, das individuell durchaus vorhanden ist, anzapfen zu können, auch als Kollektiv. Bei vermeintlich schwächeren Gegner gelingt dies nicht.
Nicht gegen die Grossen hat die Schweiz bisher versagt, sondern gegen die Kleinen!
Russland hat bei der EM-Quali in Israel verloren, obwohl die Israeli bereits out waren. Griechenland hat mit Rehagel wieder an jene Leistungen angeknüpft, die die alten Attiker zum EM-Titel puschten.
Moldawien? Moldovan ist zwar Rumäne, aber vielleicht haben die Moldawier ja auch ein paar Jungs, die tschutten können. Lettland? Luxemburg? Gibt keine Lorbeeren, wenn man sie besiegt, aber viel Prügel, wenn man verliert. Schlechte Voraussetzungen!
Mag ja alles falsch sein, aber mit Mannschaften wie Italien, Frankreich oder auch Deutschland - nicht gleich alle in derselben Gruppe, wohlverstanden - hätte die Schweiz, denke ich, paradoxerweise grössere Chancen auf eine WM-Qualifikation 2010 als jetzt mit diesem Traumlos.
Irgendwie befürchte ich, waren die Götter hinterhältig mit der Schweiz - verkauft ihr eine Arschkarte als Lottosechser!
Warten wir mal ab, was bei der EM-Gruppenauslosung am 2. Dezember passiert. Daumen drücken, dass die Schweiz grosse Kaliber zugelost bekommt - und dadurch aus sich herauswächst.
P.S. Auf SF1 wird grad Mani Matter gefeiert - ein Spielmacher, wie ihn die Schweizer Fussballer heute bräuchten. Virtuos, einfallsreich, überraschend, selbstsicher, bescheiden. Wäre Matter Fussballer, mit seinem Spielwitz hätte er jeden noch so dichten Verteidigungsriegel ausgeheblt.
Man muss es einfach sagen: Die Berner sind ganz gross!
Was das mit Fussball zu tun? Eben leider nichts.

November 25, 2007, 09:10 nachm.
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21. November 2007

Petric und Rakitic

Nach dem Rohrkrepierer von gestern (CH-NIG), ein fantastisches Spiel heute (ENG-KRO)!
Womit im Nachhinein auch klar ist, weshalb sich Petric und Rakitic für Kroatien entschieden hatten.
Nicht Geld oder Blumensträusse gaben den Ausschlag, sondern die Perspektive, guten Fussball zu spielen. Als gute Fussballer, die sie sind, fiel den beiden Ex-Baslern die Entscheidung leicht.
Das Hornussen überlassen sie weiterhin Köbi Kuhn.
P.S. Würde mich wunder nehmen, wie lange die Schweizer auf dem tiefen Boden von Wembley durchgehalten hätten. 50 Minuten? Eine Viertelstunde?

November 21, 2007, 11:14 nachm.
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20. November 2007

Matchbericht CH-NIG 0:1

Mangels Match entfällt der Matchbericht heute.

November 20, 2007, 10:43 nachm.
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19. November 2007

Beni for ever!

Der Sonntagsblick erinnerte gestern daran, dass Beni Thurnheer dem Blatt einst versprochen hatte: "Mit dem 1000. Nati-Tor wird Schluss sein." Beni ist 58 Jahre alt, der Nationalmannschaft fehlen noch 34 Tore zur Tausenderpackung. Persönlich finde ich, hätte es Beni verdient, schon mit 65 in Pension zu gehen. Aber versprochen ist versprochen!

November 19, 2007, 06:12 nachm.
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14. November 2007

Rocco Siffredi und der FC Thun

"Rocco, ich bin's Walter. Hast du kurz Zeit?"
"Walter?"
"De Gregorio, Weltwoche, Zürich. Vor zwei Jahren am Comersee. Ich durfte ein paar Tage an deinem Pornoset verbringen, als Journalist, meine ich. Später haben wir uns..."
"...ja, klar, entschuldige. Hast du das alte Käfer-Cabrio noch?"
"Nein, habe ich verkauft. Hör mal, der FC Thun..."
"Scusa, Walter, wenn ich dich unterbreche, aber ich bin grad am Drehen. Ruf mich bitte nächste Woche an."
"Ich wollte dich als Experte nur kurz fragen....hallo? ...Rocco?"
Das war heute Nachmittag.
Um 22 Uhr, gerade eben also, habe ich's nochmals versucht.
"Rocco, eine Minute nur. Beim FC Thun gibt's einen Kerl mit 25 cm...."
"...ich bin immer noch am Drehen, habe Verständnis bitte."
"Rocco?...."
Das mit den 25 cm war natürlich nur eine Provokation, doch Rocco Siffredi, 43, Star der internationalen Pornoszene, ist vermutlich tatsächlich am Drehen.
In mehr als 1300 Hardcore-Filmen hat der Süditaliener, mit richtigem Namen Rocco Tano, mitgemacht; seit drei Jahren arbeitet er nur noch als Regisseur und Produzent. Sein Markenzeichen: Eine Erektion von 30 cm (er selber sagt, es seien nur 23 oder 24 cm. Vgl. Weltwoche vom 17.11.2005).
Rocco steht auf Gangbangs, und sonst steht er auf Sex.
Ich hätte von ihm als Fachmann gerne Antworten auf folgende Fragen gehabt, die das schockgefrorene Land derzeit in Bann halten:
1. Wieso haben plötzlich auch Männer im Berner Oberland Lust auf Sex?
2. Und wieso gehören sogar Fussballprofis dazu?
3. Ist ein Blowjob mit Zahnspange gefährlich?
Nun kann der geneigte Leser einwenden, was das alles mit Fussball zu tun hat. Ich fragte mich das tatsächlich auch, heute beim Training der Schweizer Nationalmannschaft in Freienbach SZ. An der anschliessenden Medienkonferenz habe ich dann kapiert, dass es in der Schweiz kein Fussball mehr geben kann, bis diese Fragen nicht beantwortet sind. "Säg emoll, Gygax, was meinsch denn du zu Thema Groupies?" - "Hand ufs Herz, Haki: Chönscht dr vorstelle, dass....?"
Es ist die tiefste Krise in der Geschichte des Schweizer Fussballs, scheinbar, und so taten meine geschätzten Kollegen von den lokalen Radiostationen und Fernsehsendern, was man in einem solch dramatischen Fall zu tun hat: Man interviewt nicht nur die Spieler, sondern auch die drei Mädchen, die sich an diesem bitterkalten Tag nach Freienbach verirrt hatten. "Für Tele Mumpitz aus Freiebach, dr Möngu Max."
Dummerweise hat Rocco alle Hände voll zu tun, mit Sicherheit hätte er uns weisen Rat gewusst.
- Soll man beim FC Thun fortan auf Kinderrabatt verzichten?
- Wer regelt beim Gangbang den Verkehr, wer hat Vortritt?
- Und was meinte Köbi Kuhn eigentlich mit Rotationsprinzip?
Ich hoffe, das Land erholt sich bis zur Euro 08 wieder.

November 14, 2007, 11:34 nachm.
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11. November 2007

Hitzfeld, reloaded!

Gestern machte Ottmar Hitzfeld beste Werbung in eigener Sache.
Er verlor mit Bayern in Stuttgart 1:3.
Besser hätte es aus Schweizer Sicht nicht laufen können.
Wird Hitzfeld nun doch Kuhns Nachfolger?
Es ist schon einige Jahre her, als ich Ottmar Hitzfeld zu einem längern Gespräch getroffen habe. Zusammen mit Peter Herzog, der ihn von Aarauer Zeiten her kannte, besuchte ich ihn in München, wengie Tage vor dem denkwürdigen Champions-League-Final 1999 gegen Manchester United, das die Bayern 1:2 verlieren sollten (Sheringham in der 91. und Solskjaer in der 93. schiessen die Engländer in der Nachspielzeit noch zum Titel!).
Hitzfeld wirkte in der Bayern-Mensa an der Säbenerstrasse 51 - wir hatten eine Art Fleisch-Pilz-Ragout - ausgesprochen entspannt und redefreudig.
Auszüge aus dem Interview, das in der SonntagsZeitung erschien:
"Herr Hitzfeld, als ausgebildeter Rechenlehrer behaupten Sie, Fussball sei kalkulierbar. Also auch der Erfolg?"
"Wenn ich sage, Fussball sei kalkulierbar, dann meine ich damit, dass der Erfolg grundsätzlich nichts Zufälliges ist. Man kann die Voraussetzungen schaffen, um erfolgreich zu sein. Davon bin ich überzeugt. Wäre es anders, hätte ich als Trainer keine Aufgabe mehr."
"Ohne Zweifel scheint Ihre Karriere kalkuliert zu sein. Als Amateurspieler haben Sie sich damals gleich selbst beim FC Basel angeboten."
"Was eigentlich gar nicht meinem Naturell entspricht. Als Junge war ich sehr schüchtern. In der Schule habe ich mich nie getraut, den Finger zu heben, weil ich Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. Nur wenn ich zu tausend Prozent sicher war, dass die Antwort richtig ist, habe ich mich gemeldet."
"Als Sie sich beim FC Basel meldeten, waren Sie tausendprozentig überzeugt, dass dies richtig ist?"
"Ich wusste, dass ich einen eisernen Willen habe und dass ich an mir arbeiten kann. Und das ist sicher eine gute Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Als Kind hatte ich einen Sprachfehler, sagte statt Klasse etwa Kasse, verwechselte Wörter und dergleichen. Aber ich habe an mir gearbeitet, habe mich weiterentwickelt. Dass ich das konnte, dass ich diese Fähigkeit habe, gab mir das nötige Selbstvertrauen, um als relativ unbekannter Fussballer beim damals grossen FC Basel persönlich anzuklopfen."
Das Gespräch weitete sich aus, Hitzfeld erzählte von seinem Vater, wie dieser zuerst von ihm verlangte, Unkraut zu jäten und zusammen mit seinem Lörracher Jugendfreund Werner "Winnetou" Schepperle Lindenblüten zu pflücken, bevor er zum Fussballspiel gehen durfte.
Meine Meinung über Hitzfeld musste ich seit jenem äusserst angenehmen Treffen nicht wesentlich reviedieren. Hinter der Fassade der lockeren, zuvorkommenden und durchaus harmoniebedürftigen Person verbirgt sich ein absolut ehrgeiziger, zielorientierter Pragmatiker. Oder wie es Hitzfeld damals sagte: "Ja, meinem Ziel ordne ich alles unter. Nur so geht es!"
Der Erfolg gab ihm recht: Als Spieler des FCB wurde er zweimal Schweizer Meister, einmal Cupsieger und 1973 Torschützenkönig. Als Trainer gewann er alles, was man gewinnen kann: je zweimal Meister und Cupsieger mit GC, zweimal Deutscher Meister und Champions-League-Sieger mit Dortmund, nochmals ein paar Meisterschalen mit Bayern, erneut ein Champions-League-Titel (nach der Niederlage gegen ManU holte er den CL-Pokal mit Bayern 2001 doch noch), zweimal Welt-Trainer des Jahres.....
Seit zehn Jahren wird Hitzfeld immer wieder in Verbindung mit der Schweizer Nationalmannschaft gebracht. Bei jedem Trainerwechsel fällt sein Name. Das wird die nächsten zehn Jahre so bleiben. Denn er wird nicht kommen.
Und das ist auch gut so!
Noch heute verwechselt Hitzfeld Klasse mit Kasse - allerdings bewusst. Für 70 Millionen Euro kaufte er bei Bayern diese Saison neue Spieler ein. Ginge es auch billiger? Und vor allem: Was, wenn er die Spieler nicht im Delikatessenladen kaufen kann, sondern aus einem Aldi-Sichtungskader aussuchen muss? Irgendwie wird einem bei diesem Gedanken Köbi Kuhn fast sympathisch.
Hitzfeld sagt, er bleibe bei Bayern, solange der Stress erträglich sei. Erst, wenn es ihm zu strub würde, könnte er aus gesundheitlichen Gründen einen Wechsel in Betracht ziehen.
Einen Wechsel in die Schweiz, um hier eine ruhige Kugel zu schieben?
Der Hauptgrund aber, der gegen einen Nationalcoach Hitzfeld spricht:
In der Schweiz hat Ottmar nur zu verlieren. Auch wenn er mit Bayern in die Kreisliga absteigen würde, den Nimbus des Heros, die Aura des Allmächtigen - in der Schweiz kann er ewig darauf zählen.
Soll er das sichere Rückzugsgebiet für gemütliche Golftage in Engelberg fahrlässig aufs Spiel setzen?
Für das hat Hitzfeld zu oft Lindenblüten gepflückt.
Aber bitte, wir können gern weitermachen beim Lämmlitheaterli.
Who's next?

November 11, 2007, 02:31 nachm.
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07. November 2007

Cüpli-Euphorie

Vor der WM letztes Jahr drängten sich hunderte Kinder, ebenso viele Mütter, Väter, Grossväter, Uronkels, Taufpaten, Bänker, Schreiner, VBZ-Kontrolleure, HSG-Absolventen, Gartenbauinspektoren, Fischer, Lehrerinnen, CEOs, Lastwagenfahrer, Gentechforscher, Betreibungsämtler und sogar noch ein paar Fussballfans ans Trainingsgelände der Schweizer Nationalmannschaft in Feusisberg.
Geblieben sind die Fussballfans.
Heute könnten die Nationalspieler nach dem Training jeden einzelnen Besucher persönlich begrüssen.
Es wird in diesen Tagen über die mangelnde Euphorie im Land debattiert. Auslöser, die unsägliche Vorstellung der Fialas und Fiaskos an einer gutgemeinten internationalen Sportarena. Zugegeben: Auch mir frieren die Eier ab, wenn ich einen Weibel über Emotionen im Sport reden höre. Derlei Experten habe ich noch nie an einem Training der Nationalmanschaft in Feusisberg gesehen, auch nicht bei schönem Wetter, aber ich sehe sie regelmässig auf der VIP-Tribüne. Je näher die EM rückt, um so dichter füllt sich die Ehrenloge im Stadion.
Meine lieben Sportsfreunde, die Sache ist einfach: Die Schweiz ist und bleibt ein Land der Cüpli-Fans. Ich rede nicht von den Leuten, die den Fussball leben, sondern von den Leuten, die reden, sie lebten den Fussball.
Können die Medien etwas daran ändern? Man kann versuchen, die Spielberichte zu peppen. Jeder Fussballprofi wird konsequent als Star bezeichnet, jeder Ball, den Müngli Max zu stoppen in der Lage ist, wird bejubelt, jede Aktion als Geniestreich bewertet. Voraussetzung: Man geht davon aus, dass Fussballfans alles Deppen sind. Womit wir mit solch friesierten Berichten dann wieder jene Leute ansprechen würden, die wir eigentlich gar nicht ansprechen möchten: die Cüpli-Fans.
Was können die Fussballfans machen, um die kollektive Begeisterung für den Grossevent zu entfachen?
Sie müssen gar nichts machen.
Nur hoffen, dass die Schweiz an der EM tatsächlich teilnimmt und nicht einfach nur dabei ist.
Meine Lieblingsfloskel unserer Berufsgattung: Hand aufs Herz.
Also, liebe Blogger, liebe Sportsfreunde: Hand aufs Herz - was interessiert's euch, ob ihr mit ein paar Kumpels die EM geniesst oder mit zehntausenden Temporäreuphorikern auf dieser oder jener Fan-Meilie herumtollt?
Persönlich schaue ich mir wichtige Spiele, an denen ich nicht live dabei bin, am liebsten zu Hause an - alleine.

November 7, 2007, 12:11 nachm.
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04. November 2007

Kokain

Zurzeit befasse ich mich mit Kokain.
Also mit Spitzensport.
Sniffen Tennisspielerinnen so oft wie Fussballprofis?
Oder halten sie's wie die meisten Spitzensport-Kokser, die ich kenne: grundsätzlich nur in den Ferien?
Hingisova Martina beschäftigt auch uns bei der Wewo.
Die Kollateralschäden fürs Kerngeschäft: Reduzierte Blogfrequenz bei anhaltend hohem Suchtpotential.
Bitte drum um Entschuldigung für meine defensive Präsenz derzeit, liebe Sportsfreunde, und um Nachsicht!
Apropos: Die Idee eines eigenen Fussball-Blog-Forums, die in verschiedenen Kommentaren hier in latent manifester Anarchomanier angeregt wird, finde ich interessant. Überall liest man, das Bloggen sei die Zukunft, auch im Medienbetrieb. Wie es mit diesem Blog weitergehen wird, weiss ich noch nicht, ich werde aber zu gegebener Zeit informieren. Ab 1.1.2008 stehe ich - wie die New York Times letzthin vermeldete - "auf der anderen Seite des Rubicons". Die Shanghai Post würde sagen: "He moved!"
Bevor ich diesen angebrochenen Tag weiterhin Martinas Grundlinie widme, hier noch etwas Branchenklatsch:
1. Murat Yakin soll schon zum zweiten Mal bei der Trainerprüfung durchgefallen sein, so ein hartnäckiges Gerücht (vgl. www.rinarsson.ch). Muri dementiert selbstverständlich. Auf Anfrage bestätigt nun Hansruedi Hasler, Technischer Direktor des SFV: "Murat Yakin hat nur einmal die Prüfung abgelegt und diese mit besten Noten bestanden." Die erfreuliche Meldung: Muri hat nur das A-Diplom (bis 1. Liga), er muss also noch den Instruktor machen, dann die Uefa-Pro-Lizenz. Es geht somit noch mindestes drei Jahre, bis wir ihn als Assistenten der Tribüne vermissen werden.
2. Das Gerücht, GC habe auch gestern wieder verloren, stimmt hingegen. Womit die stabile Arithmetik (gleich viele Punkte wie Spiele) nur leicht aus dem Gleichgewicht geraten ist: 15 Spiele, 14 Punkte. Es ist ja erst November, nicht?
Ab Mittwoch, sobald das Trübbacher Schneewittchen auch von uns in den Schlaf geschaukelt ist, werde ich mich wieder vermehrt hier einklinken.
Pazienza, pergo!
Und weiter so. Ich lese eure Kommentare mit Spannung.

November 4, 2007, 04:19 nachm.
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