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22. September 2007

Zona Cesarini, El Lokal

Er habe sich in seinem Arbeitsvertrag mit YB eine Parkplatzgarantie im Stade de Suisse in Bern festschreiben lassen, verriet Hakan Yakin am vergangenen Mittwoch beim Fussball-Talk im El Lokal.
"Und deine Mannschaftskollegen kommen mit dem Tram?"
"Nein, aber sie müssen einen Parkplatz suchen. Ich habe mir vertraglich einen Parkplatz zusichern lassen."
"Trotzdem bist du zu spät zur Teamsitzung erschienen und von Trainer Andermatt als Strafe auf die Bank verbannt worden."
"In der Regel bin ich pünktlich."
Dass es so ist, bewies Hakan Yakin an diesem Mittwoch. Um 20 Uhr hatten wir im El Lokal abgemacht, um 20 Uhr oder sogar ein paar Minuten früher war er dort. Offenbar muss ich ziemlich verdutzt dreingeschaut haben, als ich ihn sah.
"Hättest nicht gedacht, dass ich komme, was?"
Hakan Yakin entkräftete an diesem Abend so manches Vorurteil ihm gegenüber.
Er könne ja reden. Er sei intelligent. Er habe sogar Witz. Das Feedback auf seinen Besuch im El Lokal war durchwegs positiv. Auch wenn die Meinungen über Yakins fussballerische Performance der letzten Wochen im Publikum geteilt blieben - einig waren sich alle über seinen öffentlichen Auftritt: "He has guts!" Hakan macht eine schwierige Phase durch - Kritik im Klub und in der Nationalmannschaft, schlechte Presse, Meniskusprobleme -, aber er stellt sich den Fragen, kämpft mit offenem Visier wie Lancelot unter König Artus, der das Visier erst wieder runterzog, als es ihn gelüstete, die unberührte Guinevere im Fleische zu erkennen, was ihm die Membership der Tafelrunde kostete und das Recht, dem Heiligen Gral den Ofen heiss zu machen, sozusagen.
Etwas weniger verschwurbelt:
Nach der 1:5-Niederlage gegen den FCZ hatte ich Hakan Yakin in meiner Weltwoche-Kolumne vor ein paar Wochen wegen seiner pomadigen Darbietung versenkt. Irgendwie hatte ich während des Talks plötzlich ein schlechtes Gewissen - war ich zu hart gewesen?
"Jetzt ist die Gelegenheit, mir eins über den Scheitel zu ziehen, Hakan."
"Du hast dich über meine neue Pferdeschwanzfrisur lustig gemacht, beim Spiel...
"....Schweiz-Holland. Du musst das nicht so ernst nehmen."
"Habe ich aber und bin gleich zum Coiffeur. Ist's recht so?"
"Ist ganz ok, aber bist du zu dick?"
"Nein, ich habe sogar abgenommen. Als ich beim FCB spielte, war ich vier Kilo schwerer."
Wir alle hatten während des Talks unser Kampfgewicht erhöht, übrigens, die Bratwürste, die es im El Lokal statt dem Pausentee jeweils gibt, sind die besten der Stadt.
GC-Captain Boris Smiljanic, mein anderer Gast, erklärte, weshalb er sich bis heute noch nicht bei Alex vom FC St.Gallen entschuldigt hat, den er beim Saisonauftakt (2:0 für GC) nach einer Verteidigungsaktion in die Obhut der Spitalpfleger gab.
"Ich habe mich nicht entschuldigt, weil ich mich nicht entschuldigen werde. Sonst müsste ich mich nach jedem Spiel bei meinen Gegnern x-fach entschuldigen."
"Du schlägst pro Spiel nicht x-fach Gegner KO. Bei diesem einen hättest du dich entschuldigen können."
"Es tut mir leid, was passiert ist, aber es war keine Absicht. Alex behauptete, ich hätte damit seiner Familie geschadet. Das ist Blödsinn."
Boris Karloff, der 1931 das Monster von Frankenstein spielte, teilt sich mit Boris Smiljanic, der 1976 geboren wurde (und bei GC einen Vertrag bis ungefähr 2058 unterschrieb), nur den Vornamen. Ansonsten verhalten sich beide umgekehrt reziprok zueinander. Karloff sieht nur schrecklich aus, ist aber in Wahrheit ein lieber Siech. Gerade umgekehrt Smiljanic.
Sieht der Boris natürlich anders.
"Ich bin nicht brutaler als andere Verteidiger."
"Acht Punkte in acht Spielen für GC - musst du als Führungsspieler auch auf deine Kappe nehmen, nicht?"
"Ich kann nicht zufrieden sein mit unseren Leistungen, und drei Jahre will ich nicht warten, bis wir wieder top sind."
"Wann wollt ihr wieder einmal ein Derby gewinnen?"
"Was heisst 'wieder einmal'?"
"Ich meine am Sonntag. Habt ihr eine Chance?" (Die Frage, notabene, hatte ich am Mittwoch gestellt, also einen Tag vor der Niederlage des Schweizer Meisters FCZ gegen die C-Junioren von Empoli.)
"Jedes Derby hat eine eigene Geschichte."
Inzwischen war auch Fritz Peter, ehemaliger GC-Präsident, zur Tafelrunde gestossen. (Fritz hatte Ottmar Hitzfeld zu GC geholt. Er bestätigt, dass sein Freund Otti durchaus ein Kandidat für die Schweizer Nationalmannschaft sein könnte, wäre nicht schon klar, dass - ich behaupte das jetzt einfach mal wieder - Christian Gross Köbi Kuhn ablösen wird.)
Fritz Peter erklärte, weshalb der neue Vize-Präsident von GC und Sportchef Erich Vogel eine schlechte Wahl sei (Vogel wird die Gelegenheit haben, bei einem nächsten Talk seine Sicht der Dinge dazulegen, wenn er denn sein Versprechen einhält und ins El Lokal kommt) und der Fisch immer vom Kopf her stinke. Er sprach eloquent und geschliffen, bis ihn eine Dame im Publikum unterbrach: "Ich habe vergessen, wie der Herr heisst und was er gemacht hat. Aber könnte ich seine Telefonnummer haben?"
Gelächter.
"Mein Sohn sitzt an der Bar gleich hinter Ihnen, er wird Ihnen gerne weiterhelfen."
Nach dem Talk unterhielt sich der stets charmante Fritz Peter dann doch persönlich mit dem attraktiven Mädel, aber das El Lokal verliess er - an dieser Stelle die Bitte, keine folgenschwere Gerüchte in Umlauf zu setzten! - zusammen mit seinem Sohn Micha.
Überhaupt war die rege Beteiligung des Fachpublikums erfreulich.
"Hakan, wir haben zusammen mal Playstation gespielt. Damals sagtest du mir, du würdest oft Karaoke singen." Hakan erkannte meinen Kollegen Simon Brunner und nickte. "Könntest du uns nicht etwas vorsingen, jetzt?"
Wieder Gelächter.
"Äh, lieber nicht. Ich will euch das nicht antun."
Gegen 23 Uhr verabschiedete sich Hakan unter grossem Applaus. Wenn's ihm mit YB in letzter Zeit auch nicht mehr gelungen ist - im El Lokal hat er mit seiner offenen, unprätentiösen Art gepunktet. Ebenso Boris, der noch etwas länger an der Bar hängen blieb und sichtlich entspannt mit Gästen weiter diskutierte.
Um es auch hier nochmals zu sagen: Der Talk am Mittwoch war etwas GC-lastig, doch FCZ-Captain Hannu Tihinen hatte abgesagt. Er sei zwar nicht mitgereist nach Empoli, aber sein Gesicht sei nach seinem ca. 17. Nasenbeinbruch (dieses Mal im Cup gegen Drittligist Herrliberg) immer noch geschwollen. Per SMS schrieb er: "Ich sehe zu schrecklich aus, um mich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ein andermal gerne."
Ich schrieb ihm zurück: "Die Finnen haben im Winter 1940 den Russen getrotzt, da kannst du wegen einer platten Nase nicht kapitulieren."
Und überhaupt: Seit die finnische Monster-Hardrockband Lordi letztes Jahr den Eurovision Song Contest gewonnen habe, könne uns nichts mehr erschrecken.
Hannu blieb hart: "Es geht unmöglich. Ich muss mir fürs Derby eine Lordi-Maske verpassen lassen."
Ich bin gespannt, ob man den Unterschied merkt.
Den ganzen Talk werde ich als Sound-Attachement ins Netz hängen.
Für die, die auch Bilder zum Talk sehen wollen, kommen am 24. Oktober wieder ins El Lokal (www.ellokal.ch) zur nächsten Zona Cesarini.

September 22, 2007, 12:17 vorm.
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Kommentare

Hallo. Wird's noch eine Möglichkeit geben, den Audiomitschnitt von diesem Abend zu bekommen?, bevor der nächste beginnt? Wäre toll, MERCI.

Kommentiert von: m[u]h | 21.10.2007 16:05:20

"Fritz Peter erklärte, weshalb der neue Vize-Präsident von GC und Sportchef Erich Vogel eine schlechte Wahl sei." - Das ich nicht lache! (Hier spielt wohl eine Brise, Verbitterung, Eifersucht, Neid, Missgunst, Antipathie gehörig mit...)

Was ich von Fritz Peter im El Lokal hörte waren nur Pauschalvorwürfe ohne Fundament (oder er hat sie für sich behalten, dann soll er seine Klappe gefälligst halten): "Vogel sei unethisch!" - Ja ein Charakterlump sozusagen. Wenn schon so eine Grosse Klappe im El Lokal schwingen, Herr Fritz Peter (mit eigener Family-Security angereist), dann bitte konkret Herr Vogel etwas vorwerfen. Auf solches mimosenhafte Verhalten zwischen zwei Alpha-Tierchen kann ich gut verzichten. (In der Berufswelt sind Machtkämpfe, Intrigen, Lästern, Positionskämpfe Gang und Gäbe.)

Und bei allem Respekt halte ich persönlich Herr Fritz Peter in allen Ehren für keinen Philosophen, der jetzt gross andere über Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen (ethos) "belehren" kann.

Fritz Peters allgemeine Ethik, deren Aufgabe es ist, Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und die Bewertung seiner Motive und Folgen aufzustellen, ist sicherlich eine ganz andere als diejenige von Erich Vogel.

Nur habe ich das Gefühl das Erich Vogel über der Sache steht, Fritz Peter hingegen nicht. Kein Wunder, Erich Vogel ist im heutigen Fussball ein bekannter Begriff, Fritz Peter hingegen nicht.

Kommentiert von: Travis | 24.09.2007 17:45:40

Danke für den tollen Bericht, konnte leider NICHT anwesend sein. Auch merci für die Audioaufzeichnung. Wo gibt's die als Download?
Besten Dank und weiter so, genialer Blog!

Kommentiert von: Michel | 24.09.2007 13:31:54

Ja WdG, das war wirklich ein gelungener Abend. Auch schön, mal jemanden frei von der Leber weg (quasi Off The Record) sprechen zu hören, wie eben Fritz Peter, der sich nicht bei jedem Satz daran erinnern muss, dass er noch irgendwo auf der Lohnliste steht.
Zu Hakan: Ich glaube, dass das ganze Gerede über seine Fitness hinfällig ist. Er ist für mich ein typischer Joker, der in der 60., 70. Minute eingewechselt am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Ding auch hin und wieder mal versenkt (sehe es aber eher aus der Optik der Nati - YB interessiert mich nicht). Bin mir ganz sicher, nächsten Sommer wird Hakan in einem der 6 Spiele dieser Joker sein, und deshalb soll er an der EM dabei sein.
Viva Zona Cesarini!
Gruss
Sven

Kommentiert von: | 22.09.2007 08:30:03

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