« Juni 2007 | Start | August 2007 »

28. Juli 2007

Chikhaoui, Paolo Rossi, GC

In den letzten drei Tagen war ich dreimal an einem Fussballspiel: Am Donnerstag im Hardturm, FCZ-FCL, 4:1. Am Freitag in Stuttgart, Revival des WM-Finals von 1982 zwischen Deutschland und Italien, 4:4. Heute erneut im Hardturm, GC-Sion, 0:1.
Ein paar grundsätzliche Bemerkungen:
1. Ich hatte FCZ-Sportchef Fredy Bickel als Zürcher Clown bezeichnet und Canepa als sizilianische Klagefrau. Zumindest den Clown muss ich zurücknehmen, denn mit Chikhaoui hat der gute Fredy einen Transfer getätigt, der den Fussballfans im allgemeinen und den FCZlern im besonderen noch viel Freude bereiten wird. Von all den Berufsfussballern, die ich in den ersten Spielen dieser Saison gesehen habe, ist der Tunesier derjenige, der mit dem Ball die unverkrampfteste Beziehung pflegt. Leichtfüssig, elegant, schnell, trickreich, mit grossem Überblick. Wenn er den Ball tritt, dann nie so, als wollte er ihn kaputt schlagen, sondern stets so, als habe er vor, weiterhin mit ihm zu spielen, was er dann freundlicherweise auch mit dem Gegner tut.
2. Klasse rostet nicht. Zwar werden auch Helden älter, aber es war eine Freude, den Deutschen und Italienern gestern im Nackarstadion zu Stuttgart zuzusehen. Hansi Müller war 50 geworden und hatte zu einer speziellen Geburi-Party eingeladen: Ein Wiederholungsspiel des WM-Finals 1982. Auf der Seite der Italos: u.a. Paolo Rossi, Claudio Gentile, Giancarlo Antognoni, Alessandro Altobelli, Salvatore Bagni. Bei den Deutschen: u.a. Uli Stielike, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Klaus Fischer, Karl-Heinz Rummenigge. Noch nie war ein Matchblatt so hilfreich, um die Spieler zu identifizieren. Genaueres zum Spiel folgt in einem der nächsten Bloggs, hier nur soviel: Der Fallrückzieher von Kalle Rummenigge, auch schon über 50, war wie aus dem Lehrbuch, der Ausgleichstreffer zum Endstand von 4:4 von Antognoni war in seiner Ausführung makellos (trockener Ansatz, satter Schuss aus 30 Metern, ein unhaltbarer Faden für Torhüter Uli Stein). Das Bemerkenswerteste: Über 40'000 (!) Zuschauer sahen sich das gestrige Seniorenspiel an, während heute im Hardturm 6'000 Personen bei GC-Sion zugegen waren.
3. Und somit zum Ablöscher der kleinen Fussball-Trilogie: Natürlich hatte GC am Schluss Pech, ein Pfostenschuss und ein paar heikle Situationen vor dem Tor Sions können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass GC-Sportchef Erich Vogel vergessen hat, Stürmer einzukaufen. Statt Cabanas und Smiljanic übers Pensionsalter hinaus an den Klub zu binden, hätten die Zürcher vielleicht für vorne was einkaufen können. Es muss ja nicht gerade ein richtiger Fussballer sein, aber einer, der wenigstens die hundertprozentigen Tore versenkt. Eine Chance jedenfalls, wie sie Bobadilla versiebt hat, darf man nicht versieben! Womit wir wieder bei den Senioren von Stuttgart wären: Alt und gebrechlich ja, aber welch Klasse! Entweder man hat sie. Oder man hat sie nicht. So einfach ist das im Fussball.

Juli 28, 2007, 10:30 nachm.
Permalink | Kommentare (4) | TrackBack

25. Juli 2007

Rakitic: "Einstand klappte!"

Nach dem Ligapokalspiel von gestern Abend zwischen dem 1. FC Nürnberg und Schalke 04 (2:4) wollte ich heute kurz mit Ivan Rakitic reden und ihn um ein paar Eindrücke bitten, doch abermals meldete sich Boris Smiljanic am Handy. Das ist etwa das vierte Mal, dass ich Rakitic will, aber Smiljanic bekomme. Mit meinem neuen Handy kann ich theoretisch praktisch alles machen, sogar telefonieren, aber die Tastaturen sind extrem klein.
"Sorry, Boris, eigentlich wollte ich mit Ivan reden."
"Kein Problem."
"Aber wenn du schon dran bist, wie geht es Alex?"
"Er wurde operiert, ich hoffe, er erholt sich schnell. Ich kann mich nur wiederholen: Es tut mir leid, was passiert ist. Aber ich habe ihn nicht absichtlich gefoult."
(Letzte Woche war Alex nach einem Einsatz von Smiljanic im Spiel GC-St.Gallen - 2:0 - mit einem Knöchelbruch im Spital gelandet, der Ghanaer wird voraussichtlich frühestens in einem halben Jahr wieder spielen können. Alex beschuldigte Smiljanic, ihn absichtlich verletzt zu haben - "Das war kein Zufall!" - und lehnte die Entschuldigungen des GC-Verteidigers ab. Smiljanic hatte ihn im Spital besuchen wollen.)
"Verstehst du die Wut von Alex?"
"Ich verstehe sie, und trotzdem habe ich kein Verständnis für seine Reaktion. Ich habe mir gestern in der neuen Blick-Bibel die Statistik mal angeschaut. Alex gehört zu jenen Spielern, die am wenigsten gefoult werden, aber selber am meisten foulen."
"Also hat er's verdient?"
"Natürlich nicht. Eine solche Verletzung wünsche ich niemandem. Als Berufskollege tut es mir, wie gesagt, leid für ihn. Aber von Täter und Opfer zu reden, ist vielleicht doch etwas gar einfach."
Ich hab dann noch etwas gesmalltalked mit Boris, aber schreiben darf ich nur bis hierher.
"Ich versuch's dann jetzt also nochmals bei Rakitic, sorry, gell."
"Ist ok. Sag Ivan einen Gruss."
Ein paar Mal hat's geklingelt, dann nahm tatsächlich Rakitic statt Smiljanic ab.
"Gegen Nürnberg hast du in den ersten 30 Minuten keinen Ball berührt. Wieso?"
"Die Nürnberger haben stark begonnen, es dauerte ein bisschen, bis wir das Spiel in den Griff bekamen."
"Zwei Assists für dich, kein schlechter Einstand, nachher."
"Etwas verzögert - aber der Einstand hat geklappt, ja."
"Der grösste Unterschied zur Super League?"
"Das Tempo ist höher, der Einsatz ist härter - alles ist anders."
"Du trägst die Nummer 10 - ein spezieller Druck?"
"Ich wollte die 10, aber ich hätte auch mit der 4 oder 17 gespielt. Der Druck hier in Deutschland ist immer gross, unabhängig, welche Rückennummer du trägst."
"Auf internationaler Ebene hast du dich für Kroatien entschieden - und einen rechten Wirbel damit ausgelöst."
"Das war nicht meine Absicht. Ich hoffe, dass man in der Schweiz meinen Entscheid versteht."
"Es geht so. Die Hauptkritik: Erst lässt er sich in der Schweiz ausbilden, dann wechselt er Fahne."
"Ich habe in der Schweiz immer mein Bestes gegeben, ich hoffe, das wird geschätzt. Es stimmt übrigens überhaupt nicht, dass ich mich für Kroatien entschieden habe, nur weil ich jetzt in Deutschland spiele. Wäre ich in der Schweiz geblieben, ich hätte den gleichen Entscheid getroffen."
"Was hat den Ausschlag gegeben?"
"Es sind viele kleine Sachen, die entscheidend waren und sind. Meine Familie hat sicher damit zu tun, doch sie hätte mich auch unterstützt, wenn ich mich für die Schweizer Nationalmannschaft entschieden hätte. Die sportliche Perspektive ist ein anderer Grund: Der Reiz, mit Kroatien an der EM 2008 spielen zu können, ist gross."
"Die Schweiz ist für die EM gesetzt, Kroatien muss sich noch qualifizieren."
"Die Chancen Kroatiens stehen nicht schlecht."
"Aber nochmals: Du warst hin und her gerissen - falls das stimmt -, schliesslich hast du dich für das Land deiner Eltern entschieden. Wieso?"
"Es gibt keinen Hauptgrund, es sind mehrere Gründe, wie gesagt, aber ich möchte das Thema nicht nochmals aufrollen. Ich habe mich entschieden, ich bitte, das zu respektieren. Ich war hin und her gerissen, das war kein Witz."
"Hast du das Aufgebot für die Nationalmannschaft schon erhalten?"
"Am 22. August haben wir ein Freundschaftsspiel gegen Bosnien. Das Aufgebot ist noch nicht draussen."
"Das wäre ganz blöd, wenn du nicht dabei wärst. Weshalb lachtst du?"
"Ich gehe schon davon aus, dass das ganze Theater nicht umsonst war."
"Und wenn die Kroaten plötzlich Trainer wechseln?"
"Das gehört dazu. Im Moment gehe ich davon aus, dass ich spiele und nächstes Jahr zur EM in die Schweiz komme."
"Letzte Frage: Viele Huggels und Strellers kommen wieder in die Schweiz zurück. Sie haben sich im Ausland nicht durchgesetzt. Bist nicht auch du zu früh weggezogen?"
"Wenn ich nicht an mich glauben würde, wäre ich nicht zu Schalke gegangen. Ich hatte schon mit 17 Angebote aus dem Ausland, doch das war zu früh. Jetzt bin ich 19."

Juli 25, 2007, 05:10 nachm.
Permalink | Kommentare (11) | TrackBack

23. Juli 2007

Fifa: Revolution in Bolivien

Eine Meldung aus der NZZ von heute: "Bei einer der grössten Demonstrationen in der Geschichte Boliviens haben mehr als eine Million Personen gegen eine Verlegung des Regierungssitzes von La Paz in die Hauptstadt Sucre protestiert." Präsident Morales, heisst es weiter, habe sich dafür ausgesprochen, "das umstrittene Thema vorerst auszuklammern".
Wir erinnern uns: Vor ein paar Wochen spielte ich mit Evo Morales in Zürich-Wiedikon Fussball. Er verpasste mir eine Tomate und verlangte gleichzeitig von Sepp Blatter, fair zu spielen. Der Fifa-Präsident hatte die Regel eingeführt, wonach über 2500 Metern (plus 500 Meter Toleranz) keine WM-Qualifikationspiele mehr ausgetragen werden dürfen.
Für die Hauptstadt Sucre (2900 Meter) würde das reichen, für den Regierungssitz La Paz (3600) nicht. Morales findet das unfair.
Nun soll der Regierungssitz gemäss NZZ sozusagen ins Tal verschoben werden - offiziell, weil sich dort der Oberste Gerichtshof befindet, doch die Leser dieses Blogs kennen die Wahrheit:
Morales klammert das heikle Thema aus, weil er auf eine Antwort aus Zürich wartet.
Blatter hatte ihm versprochen, sein Anliegen "positiv zu prüfen", also gutzuheissen. Noch aber ist kein Entscheid gefallen.
Die Fifa riskiert, in Bolivien eine Revolution auszulösen.

Juli 23, 2007, 09:36 nachm.
Permalink | Kommentare (2) | TrackBack

21. Juli 2007

Gürkan Sermeter: der Profi

FCZ, GC und FCB zeigten Interesse an Gürkan "Gügi" Sermeter, aber am Schluss wurde nichts aus einem Wechsel. Sermeter bleibt (vorläufig) beim FC Aarau und spielt morgen gegen YB. In Bern hatte Sermeter zwischen 2000 und 2006 sportlich vermutlich seine beste Zeit, obwohl er mit YB keinen Meistertitel gewann. Den Titel hatte er 1995 mit GC geholt, damals war er 21 Jahre alt und das Küken unter GCs Gockeln, von denen mir Kubi und Subi bis heute am sympathischsten sind, nebenbei. (Damals war für GCs Gegner das ganze Jahr Ostern, soviele Eier wie die beiden hat selten jemand im Netz versteckt, eigentlich müsste man von Lege-Hennen reden, aber Gockel ist nun mal der Fachausdruck.)
Auf eine Art ist Sermeter ein Küken geblieben, obwohl inzwischen schon 33 Jahre alt, eine Rarität wie der ostafrikanische Paradiesvogel Tingatinga, um im Bild der Gefliederten zu bleiben.
Auch nach 14-Profijahren konnte Sermeter seine Unschuld wahren, er wirkt unbeschwert, jungendlich, motiviert, auf eine angenehme Weise naiv. Er denkt, es reiche, sich mustergültig zu verhalten, Leistungen zu bringen, Skandalen aus dem Weg zu gehen, nicht zu intrigieren, keine Polemiken zu entfachen, um irgendwann bei einem grossen Klub zu landen.
Er hat eine Banklehre abgeschlossen und ist sein eigener Manager, was vielleicht der entscheidende Fehler ist. Zwar wird Fussballprofis immer wieder vorgeworfen, sie könnten nicht auf eigenen Beinen stehen und liessen sich zu sehr von ihren Managern beeinflussen oder gar manipulieren. Gügi hat einen anderen Weg gewählt, der lobenswert ist, aber rückblickend betrachtet nicht sehr vielversprechend. Als eigener Berater ist er sich selber gegenüber immer ehrlich, immer loyal, das Pokern gehört nicht zu seinen Qualitäten. Ein Makel im Fussball.
Ich kenne Gügi, seit er vom FC Wädenwill zu GC ging, 1993, und ich habe allen Respekt vor seinen Leistungen, aber bewundern tue ich ihn vor allem dafür, dass er sich nicht hat umbiegen lassen. Es ist ein Standardspruch vieler Profifussballer, bei ihm aber stimmt es: Er ist derselbe geblieben - ein einfacher Typ im besten Sinne des Wortes. Selten habe ich jemanden im bezahlten Fussball kennengelernt, der derart frei ist von jeglichen Starallüren und der derart konsequent für seinen Beruf lebt. Er schlägt nicht über die Stänge, trinkt kaum Alkohol, pudert weder seine Nase noch kifft er, ab und zu raucht er eine Zigarette nach dem Espresso. Man trifft ihn in Zürich dort, wo man ihn vor über zehn Jahren traf, in der Pizzeria La Taverna, Ecke Badenerstrasse/Martastrasse. Statussymbole sind ihm fremd, sofern man einen geleasten Kia nicht dazu zählt.
Ich habe ihn heute morgen kurz angerufen, als ich im Blick las, der FCB hätte ihn "altersbedingt" nicht unter Vertrag nehmen können (für eine vergleichbar schnäppische Ablösesumme von schätzungsweise 100'000 Franken). "Bist du zu alt?" - "So scheint es." Dummerweise beeindrucke das seine Gegner nicht, witzelte er. Einen Rentnerbonus habe er nicht. "Sie schlagen mir auf die Socken wie früher, wenn es sein muss." Zu seinen gescheiterten Transfers wollte er nichts sagen, denn am Sonntag spielt er mit Aarau gegen YB. "Das alleine interessiert mich jetzt."
Ich frage mich: Wieso werden für teures Geld immer wieder Gurken eingekauft, aber kein Gürkan? Es werden Stänkerer engagiert und vermeintliche Stars von einem Verein zum anderen verschoben als handelte es sich dabei um Jahrhunderttransfers, aber Profis wie Sermeter landen in der Provinz. Wieso? Praktisch bei jedem Tor war Gügi letztes Jahr bei Aarau mit entscheidenden Zuspielen beteiligt und selbst damals, als er mit YB ein paar herausragende Saisons hinlegte und zu den besten offensiven Mittelfeldspielern der Schweiz gehörte, war er nie ein Thema für die Nationalmannschaft.
Sicher ist: Gäbe es mehr Spieler wie Gügi, ich hätte nichts mehr zu schreiben für den Blog.
Good news are no news - diese eine Ausnahme soll genügen.

Juli 21, 2007, 06:24 nachm.
Permalink | Kommentare (10) | TrackBack

19. Juli 2007

Carciofo statt Bratwurst

Gestern spielte GC gegen St. Gallen, aber statt Bratwurst im Hardturm, gab's ein Znacht in der Römer Altstadt, im Teatro di Pompeo an der Piazza della Pollarola beim Campo de' fiori.
Nichts Spezielles: Carciofo alla giudiaca, moscardini in umido, polpo fresco con cipolline, insalatina di alici con pomodorini e rughetta, sauté di cozze, linguine con vongole veraci, carpaccio di tonno con capere, schliesslich ein fritto misto a base di pesce, tiramisù, fragoline e caffè. Da ich am Tag darauf, also heute morgen um 10, ein Interview hatte mit einem Schriftsteller, der über schwere Themen wie Camorra und Kokain schreibt, wollte ich mit leichtem Magen ins Bett.
Für das Spiel FCB gegen FCZ bin ich aber wieder zurück. Ich will am Sonntag den Meisterschaftsstart nicht verpassen.

Juli 19, 2007, 06:25 nachm.
Permalink | Kommentare (3) | TrackBack

18. Juli 2007

Johann Vogel: Randbemerkungen

Zur Abwechslung ein klitzekleiner Blick hinter die Kulissen des Transfertheaters. Beispiel: Johann Vogel. Er sei im Gespräch mit Everton, stand heute in den Zeitungen. Die Meldung ist zwei Zeilen lang und kostet Everton, will der englische Klub Vogel weiterhin verpflichten, zusätzliche drei Millionen Euro. Wieso?
Vogel, der bei Betis Sevilla noch zwei Jahre Vertrag hat, konnte sich mit dem spanischen Verein darauf einigen, das Arbeitsverhältnis sofort aufzulösen. Betis würde damit brutto rund 6 Millionen Euro Lohn (für die verbleibenden zwei Saisons) einsparen. Der Liverpooler Traditionsverein wäre bereit gewesen, dem Schweizer ein ähnlich hohes Gehalt für die kommenden zwei Jahre zu zahlen, da er den Spieler ablösefrei hätte übernehmen können. Bis gestern morgen schien alles perfekt.
Dann hat dummerweise irgend ein Depp bei Everton den bevorstehenden Transfer auf die Homepage des Klubs geladen und somit öffentlich gemacht. Betis Sevilla roch sofort Lunte und will nun plötzlich von einem ablösefreien Transfer nichts mehr wissen. Wenn Vogel den spanischen Klub frühzeitig verlassen will, beschied man ihm in Spanien, müsse der neue Klub 3 Millionen Euro überweisen. Was Everton bereit wäre zu tun - allerdings würde die Lohnsumme Vogels genau um diesen Betrag gekürzt werden. Das kann nun Vogel nicht mehr recht sein. Der Verhandlungspoker beginnt wieder von vorne.
Eine zweizeilige Meldung, die 3 Millionen Euro wert ist – ein solches Zeilenhonorar wäre im Journalismus in der Tat beachtlich. Im Transfertheater ist es Courant normal. Aber zu Vogel: Er ist auch im Gespräch mit Vereinen wie, ähm, ein bisschen Geduld noch, okay? Wenn's definitiv ist, steht es in diesem Blog.

Juli 18, 2007, 01:37 nachm.
Permalink | Kommentare (10) | TrackBack

17. Juli 2007

Thierry Henry: neuer Transfer!

Tages-Anzeiger Online von heute, Rubrik "Transfers Fussball":
"Dreijahres-Vertrag für Ivan Benito. Leandro zu Yverdon. Gelson zu Schaffhausen. Pascal Cerrone zu Vaduz. Thierry Henry trennte sich von seiner Frau."
Wohin Henry wechselt, ist nicht bekannt, aber die Kollegen vom Tagi werden den Transfermarkt weiterhin genau beobachten.

Juli 17, 2007, 10:34 vorm.
Permalink | Kommentare (3) | TrackBack

16. Juli 2007

Die Schlacht am Morgarten

Das schlechte Gewissen ereilte mich heute Abend im El Lokal, der Zürcher Beiz mit der höchsten Dichte an Fussballsachverstand (auch bei höchstem Promillestand). Viktor, der Captain des Lokals, reichte mir das Lokalbier, das er selber brauen lässt. "Wann schreibst du wieder?" Ich antwortete: "33 Grad heute, 31 gestern!" Mehr fiel mir als Entschuldigung nicht ein.
Ich lag übers Wochenende am See, meistens bäuchlings, und am Freitag war ich mit der Weltwoche auf Firmenwanderung am Aegerisee, wo uns ein eloquenter Herr Doktor Stüssi die Schlacht am Morgarten erklärte, was mich in Hinblick auf die Euro 2008 ganz besonders interessante, denn damals setzte das Schweizer Nationalteam die Weichen für das, was uns Köbi Kuhn für nächstes Jahr versprochen hat.
Hätte die Schweiz im November 1315 den Euro-Co-Organisator Österreich in Morgarten nicht klar geschlagen (ca. 2000: ca. 150), an einen Schweizer Europameistertitel wäre heute gar nicht zu denken. Es gäbe weder einen Co-Organisator noch eine Schweiz, sondern nur ein Team Habsburg.
Morgarten verdanken wir also die virtuelle Möglichkeit, nächstes Jahr einen Schweizer Europameister zu feiern. Womit einmal mehr bewiesen wäre, dass nur das Studium der Geschichte uns das Jetzt zu erklären vermag. Von hier aus nochmals vielen herzlichen Dank, Herr Doktor Stüssi.
Aber zurück zu Viktor. Der wahre Grund für meine kurze Auszeit: Die Satire in der Fussballberichterstattung hat wenige Tage vor Beginn der neuen Meisterschaft inflationäre Züge angenommen. Auch wenn die Satire selten beabsichtigt ist, es ist trotzdem viel Satire.
Ein aktuelles Beispiel: "Wir werden in der Axpo Super League die packendste Saison aller Zeiten erleben", schreibt der Sonntagsblick heute. Der Grund: Der "Köbi-Faktor" sei 2,48-mal grösser geworden. Für die, die in der Mathe-Stunde gepennt haben, liefert der Sobli freundlicherweise die Berechnungsformel für den 'Köbi-Faktor' (Vorbemerkung der Zeitung: "Als Indikator gibts den sogenannten 'Köbi-Faktor'. Der drückt aus, wie viele Schweizer Nati-Spieler mit wie vielen Länderspielen die Liga bereichern." Alles klar? Interessant ist vor allem das Wort 'sogenannt': Offenbar handelt es sich beim 'Köbi-Faktor' um eine in der Wissenschaft ebenso relevante wie geläufige Kalkulationseinheit.).
Der Sobli rechnet vor: "Vor einem Jahr waren es insgesamt 11 Schweizer Internationale, die es zusammen auf die Erfahrung von 127 Länderspielen brachten. Nun sind es dank der Rückkehr von Streller, Huggel, Cabanas, Haas und Nati-Golie Zuberbühler bereits 17 Leistungsträger, die es zusammen auf 315 Länderspiele bringen! Oder: Der 'Köbi-Faktor' ist 2,48-mal grösser geworden." Satire?
Für die, die es immer noch nicht kapiert haben, fasst der Sobli die Forschungsergebnisse zusammen: "Die Liga hat im letzten Jahr vor der EM deutlich an Qualität gewonnen. Einerseits kamen ausländische Top-Shots wie der Ex-Basler Julio Hernan Rossi, den Aufsteiger Xamax am Donnerstag stolz präsentierte, in die Super League zurück. Andererseits sind es vor allem Schweizer Nati-Stars, die das Niveau unserer Meisterschaft merklich anheben werden."
Zum Thema "Stars" und zum Wort selbst habe ich mich schon mehrmals geäussert, scheinbar ohne Folgen. Drum hier nur diese eine Randbemerkung: Julio Hernan Rossi spielte nach seinem Wegzug von Basel zwei Jahre bei Nantes, wo er in 36 Spielen 4 Tore schoss und zuletzt in die 2. Liga abstieg. (Für meine Kollegen, ein kleiner Gratistipp an dieser Stelle: Nicht an den Fans vorbeischreiben, die sind nicht so blöd, im Ernst. Rossi war ein Top-Shot in der Schweiz, im Ausland lief es ihm schlecht, vielleicht findet er in der Schweiz wieder zu alter Form. Wieso kann man das nicht einfach so sagen?) Und wenn wir schon beim Fragen sind, zum Abschluss dies: Könnte es sein, dass Spieler wie Aegerter oder Hassli vom FCZ, die bisher vielversprechende Leistungen zeigten, oder ein Alex von St. Gallen, ein Zibung von Luzern, dass solche Spieler der Liga neue Impulse geben und nicht ausländische Top-Shots?
Schon in Morgarten, wissen wir dank Herrn Doktor Stüssi, sind die ausländischen Top-Shots mit überraschender Technik besiegt worden. Wie Büchsenöffner setzten die namenlosen Schweizer ihre neue Waffe (Hellebarden) gegen die überheblichen Stürmer des Gegners ein und kontrollierten den Favoriten aus Österreich über die ganze Distanz. In 328 Tagen beginnt - dann sicher etwas friedlicher - die EM.
Hoffentlich war die Schlacht am Morgarten aus Schweizer Sicht im Nachhinein betrachtet nicht umsonst.

Juli 16, 2007, 12:35 vorm.
Permalink | Kommentare (2) | TrackBack

09. Juli 2007

Gämperle: "Es war immer klar."

Ein letzter Nachtrag zum FCZ:
Im Abendblatt heute steht, was gestern im Berliner Kurier stand. Harry Gämperle nach seiner Ankunft bei Hertha:
"Für mich war immer klar, dass ich komme."
Für uns auch.
FCZ-Präsident Canepa wird sich im Grab umdrehen.
Wäre er nicht gestorben ("Nur über meine Leiche!"), ich hätte ihm folgende Frage gestellt:
Herr Canepa, Gämperle hat für kurze Zeit interimistisch den FCZ als Trainer geführt, und interimistisch hat er alle Spiele als Trainer kurz verloren. Es gibt sicher andere Assitenztrainer, die das auch können. Wieso also die ganze Hektik?

Juli 9, 2007, 10:48 nachm.
Permalink | Kommentare (14) | TrackBack

07. Juli 2007

FCZ-Bickel: "Wir sind keine Clowns!"

Seit heute ist auch Harry "Grasshümperle" Gämperle ein Ex-FCZler. Eine gute Gelegenheit, kurz mit FCZ-Sportchef Fredy Bickel zu reden. Er fand es gar nicht lustig, dass ich ihn wie auch Canepa im letzten Blog zuerst als sizilianische Klagefrau, dann als Zürcher Clown bezeichnet hatte, wie er mir gestern am Telefon sagte. Heute rief ich ihn zurück:
"Das mit den 'sizilianischen Klagefrauen' war vielleicht übertrieben, aber mit 'Zürcher Clowns' hatte ich doch recht, wie der Abgang von Gämperle zeigt?"
"Wir sind keine Clowns! Ich kenne Harry seit 16 Jahren, wir sind Freunde. Dass er ein besseres Angebot von Hertha BSC Berlin angenommen hat, muss ich akzeptieren. Das hat doch nichts mit Clown zu tun. Wie hätte ich mich denn anders verhalten sollen?"
"Sie hätten ihn von Anfang an gehen lassen sollen. Es war ja klar, dass er Lucien Favre folgen wird."
"Das war überhaupt nicht klar! Ich gebe Ihnen allerdings recht: Wäre Harry früher gegangen, hätten wir mehr Zeit gehabt, einen neuen Assistenztrainer zu suchen. Die Meisterschaft fängt in knapp zwei Wochen an, das wird sehr, sehr eng."
"Beim Abgang von Favre sagten Sie: 'So wie Lucien hat mich noch nie jemand an der Nase herumgeführt.' Gilt das jetzt auch für Gämperle?"
"Ich habe nie über Favre so gesprochen, wie Sie das jetzt gesagt haben."
"Das habe ja nicht ich gesagt, sondern Sie. Jedenfalls wurden Sie so in der NZZ vom 2. Juni zitiert."
"Das habe ich nie gesagt! Ich war enttäuscht, dass Favre sich gegen uns entschieden hatte. Aber ich habe nie - ich betone: nie! - gesagt, er hätte mich an der Nase herumgeführt."
"Was haben Sie dann gesagt?"
"Dasselbe, was ich jetzt in Zusammenhang mit Harry sage: Ich kann den Entscheid sportlich nachvollziehen, ich bin genug lange im Fussballgeschäft. Aber persönllich haben mich Lucien wie Harry enttäuscht, so wie Freunde einen halt enttäuschen können. Ich hatte einfach gehofft, als Sportchef, aber auch als Freund, sie würden beim FCZ bleiben. Ich bin enttäuscht, dass beide weg sind."
"Sie hatten gehofft, sagen Sie, dass beide bleiben würden - worauf gründete diese Hoffnung?"
"Im Fall von Favre war es so: Im April informierte er uns erstmals darüber, dass Berlin an ihm Interesse hat. Präsident Canepa sondierte darauf den Markt, er hatte vier, fünf mögliche Nachfolger, schliesslich einigten wir uns aber mit Favre. Er konnte uns glaubhaft versichern, weiterhin beim FCZ bleiben zu wollen. Das versicherte uns auch Verwaltungsrat Strittmatter, der ein sehr enges Verhältnis zu Favre pflegte. Auch er war überzeugt, dass Favre bleiben würde. Später haben wir erfahren, dass Favre nicht erst im April, sondern bereits seit Februar mit Berlin in Kontakt stand."
"Also doch an der Nase herumgeführt?"
"Ein schlechter Nachgeschmack ist im Fall Favre geblieben, mehr will ich dazu aber nicht sagen."
"Und wie schmeckt der Nachgang beim Abgang von Gämperle?"
"Auch dazu möchte ich nichts mehr beifügen."
"Ein Wort zu Tico. Eine clowneske Vorstellung, dieses ganze Hin und Her mit dem 1. FC Köln, oder etwa nicht?"
"Zu Tico nur soviel: Er versicherte uns, dass er in Köln eine Vertragsofferte unterschrieben hatte, die bis zum 25. Mai Gültigkeit hatte. Köln hat die Option nicht wahrgenommen, also haben wir ihn verpflichtet. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
"Köln hatte dem Spieler schon eine Rückennummer zugeteilt und 240'000 Euro an seinen alten Klub überwiesen - und gleichzeitig verhandelte Tico mit dem FCZ. Wirkt a prima vista nicht sehr vertrauenswürdig als Person. Kein Problem damit?"
"Ich kenne Tico nicht, habe ein paar Mal mit ihm gesprochen, meistens aber mit seinem Berater. Tico soll die Chance haben, unbelastet beim FCZ zu beginnen. Ich werde ihn sicher nicht vorher beurteilen."
"Sollten Sie aber."
"Ich bin froh, dass wir ihn engagieren konnten. Das einmal vorweg. Zum andern: Ich masse mir nicht an, über den Charakter eines Spieler zu urteilen, wenn ich ihn noch nicht kenne. Wir werden Zeit haben, uns kennenzulernen."
"Der FCZ macht eine erfolgreiche Jugendarbeit, doch kaum haben sich Spieler aus dem Nachwuchs im A-Team in Szene gesetzt, werden sie zu Spottpreisen verkauft. Was macht der FCZ, also vor allem Sie, falsch?"
"Die Frage kann man sich stellen, aber im Fall von Margairaz, Inler und Dzemaili war die Sache so: Im Herbst hätten wir die Spieler für sehr, sehr gutes Geld verkaufen können, denn schon damals lagen interessante Offerten vor, auch vom Ausland. Wir wussten: Entweder verkaufen wir die Spieler jetzt oder wir müssen Sie Ende Saison gratis gehen lassen, weil dann deren Verträge auslaufen. Für Dzemaili haben wir immerhin noch 540'000 Euro Ausbildungsentschädigung bekommen, das ist nicht wenig, aber nichts im Vergleich zu dem, was wir bekommen hätten, wenn wir ihn vor Ablauf seines Vertrages hätten gehen lassen. Kurz: Wir entschieden uns dafür, die Spieler zu behalten, weil wir mit ihnen Meister werden wollten. Rein sportlich hat sich der Entscheid also absolut gelohnt."
"Die neuen FCZ-Spieler tragen Namen wie Aegerter oder Hassli. Reicht das für die Champions League?"
"Die Champions League ist für Schweizer Klubs immer eine sehr schwierige Aufgabe. Wir müssen uns nichts vormachen, wir können einen Inler, einen Dzemaili und einen Margairaz nicht ersetzen."
"Sie sollen an Johann Vogel interessiert gewesen sein, ihm aber ein unterirdisches Lohnangebot gemacht haben. Immerhin verdient Vogel in Spanien schätzungsweise zwischen 2 und 3 Millionen Franken."
"Vogel war kein Thema beim FCZ. Ich habe nie mit ihm verhandelt, auch nicht mit seinem Berater."
"Ich habe andere Informationen. Weshalb scheiterte also der Deal?"
"Zugegeben, ich habe einmal bei Vogels Manager nachgefragt, ob sich Vogel allenfalls eine Rückkehr in die Schweiz vorstellen könne. Nein, dass könne er sich nicht, war die Antwort. Das Gespräch dauerte zwei Sätze, dann war das Thema Vogel für uns abgehakt. Ich weiss aber, dass Vogel auch mit anderen Schweizer Klubs verhandelt hat."

Juli 7, 2007, 09:20 nachm.
Permalink | Kommentare (13) | TrackBack