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28. Juni 2007
Bolivien: Blatter lenkt ein
Fifa-Präsident Sepp Blatter wird die Regel, die es verbietet, auf über 2500 Metern WM-Qualifikationsspiele auszutragen, wieder ändern. "Ich werde in den nächsten Tagen den Mitgliedern des Exekutivkomitees diesen Vorschlag unterbreiten", sagte mir Blatter heute Mittag im Anschluss an ein Gespräch mit Boliviens Präsident Evo Morales. Was soviel heisst wie: Es ist bereits entschieden. "Jedes Land in Südamerika soll das Recht haben, Länderspiele in der eigenen Hauptstadt auszutragen", sagte Blatter.
Die Anstrengung Evo Morales, der gestern Abend in Zürich gelandet war, hat sich also gelohnt. Allerdings hätte der Präsident auch in Bolivien bleiben können, streng genommen. La Paz, der Regierungssitz Boliviens, verteilt sich zwar auf einer Höhe von 3200 bis 4100 Metern, die Hauptstadt Sucre allerdings liegt auf nur 2790 Metern. Gestern hatte das Exekutivkomitee der Fifa bereits entschieden, die 2500-Meter-Grenze bis auf 3000 Metern zu erhöhen. Offenbar geht man bei der Fifa davon aus (und auch Evo Morales), dass La Paz die eigentliche Hauptstadt ist.
Wie angekündigt, konnte ich heute morgen in Schmiede-Wiedikon gegen eine Regierungsauswahl Boliviens spielen. Präsident Morales brachte die Gäste 1:0 in Führung, am Schluss stand es dann aber 6:3 für uns (eine schweiz-bolivianische Auswahl und ich). Wie versprochen, schoss ich ein Tor, das entscheidende 4:2. Aber ich kam nicht wirklich ins Spiel, zeitweise fühlte ich mich wie die Degen-Zwillinge, doch ich möchte mich bei den Schweiz-Bolivianern trotzdem bedanken, dass ich wenigstens mitrennen durfte. Ein bisschen mehr abspielen, das nächste Mal, gell, aber gegen den Präsidenten wollte natürlich jeder ein Tor schiessen, obwohl die anwesenden Auslandbolivianer in Zürich ihn alle zu lieben scheinen.
Die Niederlage nahm Morales gelassen: "Wir haben gezeigt, dass wir auf 6000 Metern Fussball spielen können, auf 4000, auf 3000 oder, wie hier in Zürich, auf 300." Das Spiel sei hart gewesen, er hätte gestern fast nicht geschlafen.
Die Bolivianer vertrauten auf ihre Mittelachse: In der Verteidigung Sicherheitschef General Orellana, im Mittelfeld Sportminister und Ex-Internationaler Milton Melgar, im Sturm, logischerweise, Präsident Morales. "Perdon, mi presidente!", "Perdon, mi general" - wenn ein Zuspiel nicht klappte, war der fehlbare Spieler so höflich, wie ich das noch nie erlebt hatte. Alle behielten nach der Niederlage ihren Job.
Gegen Ende der ersten Halbzeit waren verschiedene Medienvertreter nach Schmiede-Wiedikon gekommen, als erster der Fotograf von Blick, dann der Reutersfotograf. Gegen Mittag, im Volkshaus, war dann auch der Tagi dabei, gegen Abend berichtete schliesslich 20 Minuten in der Online-Ausgabe "exklusiv" über den Anlass.
Noch am Nachmittag, keine 18 Stunden nach seiner Ankunft in Zürich, war Evo Morales mit dem von Hugo Chavez geborgten Privatflugzeug wieder auf dem Rückflug - so schnell hat keiner Sepp Blatter je umstimmen können. In der offiziellen Verlautbahrung wird es vermutlich heissen: "Sepp Blatter überzeugte Evo Morales, doch weiterhin auf über 2500 Metern Fussball zu spielen. Morales akzeptierte den Vorschlag Blatters."
Das Beeindruckendste am Fussballer Morales: Auch beim Stand von 6:3 für uns hielt er seine Spriessen rein, schonte sich nicht und suchte den Sieg bis zum Schluss. Eine Tomate am rechten Oberschenkel wird mich an den Einsatz des Präsidenten erinnern. Wenn der so politisiert wie er spielt, dann walzt er in Südamerika alles platt. Nach dem Match zog er sich auf der Ersatzbank um, umzingelt von Kindern, Müttern, Genossen, Fotografen, Stadtpolizisten. Sein rechter Zehennagel ist blau - klares Zeichen, dass er es als Fussballer ernst meint. Ein Mann des Volkes, wahrlich!
Juni 28, 2007, 11:20 nachm.
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Match gegen Evo Morales
Morgen um 8.30 Uhr spiele ich in Schmiede-Wiedikon gegen Evo Morales, den Präsidenten Boliviens. Ich erhielt das Aufgebot vor einer halben Stunde, im Hotel Züriberg am Züriberg. Eigenlich wollte ich ein Interview mit Morales, 47, aber weil er sauer war auf ein paar mitgereiste bolivianische TV-Journalisten, die seit Monaten kritisch über ihn berichten, sagte er die kurzfristig angekündigte Pressekonferenz ebenso kurzfristig wieder ab. "Meine Freunde der internationalen Presse", liess Boliviens Präsident ausrichten, "lade ich aber ganz herzlich ein zum morgigen Fussballspiel." Da ich Morales' einziger Freund der internationalen Presse bin, da als einziger der internationalen Presse im Hotel Züriberg anwesend, ist es eine Art persönliche Einladung, die ich nicht ablehnen kann. Drum gehe ich jetzt gleich ins Bett. Vorher aber noch eine kurze Erklärung, wie's dazu kam:
Meine Mutter, die für ein paar Tage zu Besuch ist (ich hab sie wieder schamlos ausgenützt), hatte Gnocchi gemacht für Wewo-Kollegen, dich ich zum Nachtessen eingeladen hatte. Franziska K. Müller, Bruno Ziauddin, Simon Brunner und Mark van Huisseling - ich hatte mich mit ihnen am Nachmittag im Terrasse getroffen, um über Themen zu sprechen, die wir in den kommenden Wochen im Blatt haben möchten. Alles Hammerthemen! Doch der Hammer kam nach den Gnocchi (spitzenmässig, Mamma!), kurz vor dem Grappa. Am Telefon ein Bekannter aus der Entourage von Morales. Der Präsident sei eben in Zürich gelandet, gegen 23.30 Uhr stehe er für ein kurzes Interview zur Verfügung.
Gestern noch hatte Morales zusammen mit dem Präsidenten Venezuelas, Hugo Chavez, und Diego Armando Maradona die Copa America offiziell eröffnet. Dannach war er in das Privatflugzeug von seinem Freund Chavez gestiegen mit Kurs auf Zürich. Morgen gegen 11 Uhr will er am Fifa-Hauptsitz am Zürichberg Sepp Blatter davon überzeugen, die neue Fifa-Regel, die offizielle Spiele über 2500 Metern verbietet, wieder rückgängig zu machen. Zuvor will er Fussball spielen, gegen eine Auswahl von Schweiz-Bolivianern, verstärkt durch andere Südamerikaner aus Zürich und den "Freunden der internationlen Presse", also ich.
Boliviens Präsident hätte auch auf dem Fussballplatz der Fifa spielen können, doch er lehnte ab, weil ihm das zu elitär ist, er will "unters Volk", wie er sagt, also nach Schmiede-Wiedikon.
Ich konnte kurz mit einem meiner morgigen Gegner sprechen, mit José Milton Melgar, 47, Vize-Sportminister. Melgar war als Profifussballer an der WM 1994, insgesamt bestritt er 89 Länderspiele für Bolivien (6 Tore), ein harter Brocken, den ich hoffentlich nicht decken muss morgen.
"Herr Melgar, haben Sie zusammen mit dem Präsidenten vorletzte Woche tatsächlich auf über 6000 Metern Fussball gespielt?"
"Ja, das stimmt. Das war kein Trick. Wir wollten zeigen, dass es durchaus möglich ist, auf grosser Höhe zu spielen."
"Theoretisch könnte Köbi Kuhn also auf dem Matterhorn spielen?"
"Absolut. Sehen Sie, es ist ein sportpolitischer Entscheid der Fifa, keine Spiele mehr zu erlauben auf über 2500 Metern. Es wird ja auch bei Minustemperaturen gespielt, bei grösster Hitze, bei Regen und Schnee und Wind. Wieso also nicht auf einer Höhe von über 2500 Metern? Über 50 Prozent der Fussballplätze in Bolivien befinden sich auf dieser Höhe."
"Was werden Sie machen, wenn Sepp Blatter nicht auf die Forderungen Boliviens eingehen wird?"
"Er wird auf unsere Forderungen eingehen müssen."
"Aber was, wenn er's nicht macht?"
"Wir werden nichts unversucht lassen, die Fifa-Regel wieder rückgängig zu machen. Präsident Morales kann sehr überzeugend sein."
"Stimmt es, dass Sepp Blatter den Präsidenten nicht empfangen wollte?"
"Nein, das stimmt nicht. Schon Ende Mai war ein Treffen vereinbart worden, nur der Zeitpunkt stand noch nicht fest."
"Ist es nicht ein bisschen übertrieben, wenn der Präsident Boliviens eigens wegen einer Fifa-Regel nach Zürich fliegt?"
"Fussball ist ein Volkssport, und Evo Morales ist ein Volkspräsident."
"Er wurde vor einem Jahr mit 54 Prozent der Stimmen gewählt - das ist nicht überwältigend."
"54 Prozent sind mehr als die Hälfte, nicht?"
"Werden auch Sie morgen in Schmiede-Wiedikon spielen?"
"Selbstverständlich. Im Mittelfeld. Und Sie?"
"Ich werde versuchen, Tore zu schiessen. Gelingt mir allerdings seit ein paar Jahren nicht mehr so gut."
"Geht mir gleich."
"Auf welcher Postition spielt der Präsident?"
"Er trägt die Nummer 10, er ist überall auf dem Spielfeld anzutreffen."
"Dann geh ich jetzt mal schlafen."
"Ich geh noch was essen. Jetlag. Bis morgen."
Juni 28, 2007, 02:21 vorm.
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25. Juni 2007
25. Juni
Am 25. Juni besiegt Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche in der Schlacht von Fontenoy (841) ihren Bruder Lothar I., US-General George A. Custer und das siebte Kavallerieregiment werden von Sioux und Cheyenne unter Führung von Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn vernichtend geschlagen (1876) und Eamon de Valera wird Irlands Präsident (1959).
Wir sehen: Der 25. Juni ist ein besonderer Tag.
Abdülmecid I. (Sultan des Osmanischen Reichs) stirbt an diesem Tag, Peer Augustinski (Klimbim) kommt ein paar Generationen später am gleichen Tag zur Welt.
Der 25. Juni hält für jeden Geschmack etwas bereit: Der Beatles-Song All You need is love wird 1967 erstmals über Satellit weltweit am TV übertragen, 1982 einigen sich Deutschland und Österreich an der WM in Spanien auf ein 1:0, das beide Teams eine Runde weiter bringt.
Am heutigen 25. Juni nun neigt sich die Saturn-Neptun-Opposition ihrem Ende zu, wie es im astrologischen Monatskalender 2007 heisst. Wir wissen alle, was diese Planetenkonstellation bedeutet. Wer's vergessen hat, hier die Zusammenfassung der Astrologen: "Wer Illusionen hegt, bekommt jetzt einen Dämpfer."
Drei Nachrichten, die ich den Zeitungen entnahm, bestätigen, dass auch der Fussball den Spannungskräften der Gestrine ausgesetzt ist und der 25. Juni dieses Jahres in die Geschichte eingehen wird, ähnlich dem Zweiten Punischen Krieg (217 v. Chr.), der die damalige Welt auf den Kopf stellte:
Benjamin Huggel kommt in die Heimat zurück (FC Basel), nachdem er sich im Ausland durchgesetzt hat (Frankfurt) und jetzt bereit ist für die Schweizer Super League; der Wiediker Köbi Kuhn zieht es erstmals in seiner Karriere ins Ausland (Birmensdorf ZH), weil er im trendigen Zürich keine passende Wohnung mehr findet im coolen 70er-Jahre-Groove; der US-Schauspieler Tom Cruise schliesslich kauft sich für 77 Millionen Franken einen Klub, der einem Sport fröhnt, der ihm gänzlich unbekannt ist, aber sein neuer Freund David Beckham spielt bald dort (L.A. Galaxy), und Cruise hat offenbar grad ein bisschen förig Münz.
Die Illusion ist futsch, dass zumindest im Fussball die Welt in Ordnung ist.
Gegen die Planetenopposition ist kein Kraut gewachsen.
P.S. Ähm, sorry, ich möchte die Diskussion um Rakitic ja nicht weiter anheizen, aber im Sinne einer planetenklaren Hermeneutik muss erwähnt sein, dass der 25. Juni auch der Tag der Staatsgründung Kroatiens ist.
Juni 25, 2007, 10:32 nachm.
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Liebe Sportsfreunde, genug!
Am Freitag war Hort-Fest, am Samstag Flohmi, heute Kinder-Geburi mit Tischbomben und Trillerpfeife - für Väter eine Art englische Woche auf drei Tage verteilt. Ich bin zerstört, als hätte ich Cupfinal und Champions League in den Beinen, und obwohl Max, mein Sohn, sich so viele Bonbons gekrallt hat, dass er bis Weihnachten keine Notrationen mehr braucht, machte er mich vor dem Schlafengehen darauf aufmerksam, dass er eigentlich erst übermorgen 7 wird, doch das kam ihm erstaunlicherweise erst nach dem Fest von heute in den Sinn.
Kinder sind leidenschaftlich, und sie kennen keine Grenzen - so wie Fussballfans, öppe die. Was durchaus erfrischend sein kann.
Nun aber ist's genug, liebe Sportsfreunde!
"Wenn du nicht brav bist, erzähl ich dir keine Geschichten mehr", sag ich jeweils zu Max.
Dasselbe passiert, wenn das mit den "Bergtrottels" und "Vollidioten" und anderen Komplimenten, die sich Blogger in Zusammenhang mit meinem letzten Eintrag zu Rakitic gegenseitig machen, nicht aufhört: Ich erzähl dann einfach keine Geschichten mehr.
Ivan Rakitic und Kroatien, die Rückkehr in die Schweizer Nationalmannschaft von Blaise N'Kufo, der neue GC-Sportchef Erich Vogel, die Kritik Valon Behramis - ein paar Geheimnisse habe ich schon noch parat, aber nur, wenn alle brav sind, sonst wird sofort geschlafen.
Das mit Rakitic war so: Ich habe am Donnerstag bei verschiedenen Spielern nachgefragt, die Rakitic gut kennen, im Umfeld der Nationalmannschaft und des FC Basels, und auch bei Spielervermittlern. Verschiedene angefragte Personen haben mir bestätigt, dass Ivan für Kroatien spielen werde. Schliesslich telefonierte ich noch am selben Abend, gegen 22.30 Uhr circa, dem Spieler selbst, doch erstaunlicherweise antwortete um diese Zeit Boris Smiljanic. Was machte Smiljanic bei Rakitic? Nichts. Ich hatte die Nummern der beiden falsch gespeichert, was nicht an meinem Handy liegt, denn das ist von Motorola und funktioniert immer tadellos (richtig, product placement, aber gratis), also rief ich Rakitics Vater Luka an. Leider durfte ich niemanden zitieren, der wusste, dass sich Rakitic für Kroatien entschieden hatte. Darum der Umweg über Vater Luka, der zwischen den Zeilen aber keine Zweifel offen liess, oder doch? Am schnellsten jedenfalls hat's einer im YB-Fanforum gemerkt: "Walter de Gregorio sagt, es ist Kroatien. Und der hat fast immer Recht." (Danke, Tommaso, für den Hinweis, und natürlich herzlichen Dank an den YB-Fan für das Vertrauen!)
20 Minuten brachte die Meldung in der Online-Version als Tatsachenbericht mit Verweis auf den Weltwoche-Blog. (Merci!) Der Sonntagsblick schliesslich schrieb heute, drei Tage später - "Rakitic für Kroatien. Wie von BLICK exklusiv angekündigt, hat sich Ivan Rakitic entschieden."
Der Junge war nicht zu beneiden, aber auch nicht wirklich zu bemitleiden: Er musste sich nicht entscheiden, wie Harald Schmidt sagen würde, zwischen Zitronenfalten und Baumrindenschneiden, sondern zwischen der Nationalmannschaft der Schweiz und jener Kroatiens, grundsätzlich also für etwas Erfreuliches im Fall eines Fussballprofis.
Man kann geteilter Meinung sein, ob Rakitics Entscheid richtig oder falsch ist, gut oder schlecht, aber geht man deswegen aufeinander los, liebe Blogger? Mit Grätschen von hinten?
Es ist Sonntag, drum lasst mir bitte diese Predigt durchgehen: Hart spielen, aber fair! Dann verrat ich euch auch in Zukunft gern ein paar weitere Geheimnisse.
Hab vor, nächste Woche mein Spesenkonto wieder mal auszuloten - also Bestechungsgelder zu bezahlen. Mal schauen, was dabei rausschaut, ausser einem Kater.
Wünsche allen einen geruhsamen Schlaf. Buona notte!
Juni 25, 2007, 01:24 vorm.
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22. Juni 2007
Rakitic für Kroatien
Ivan Rakitic will es zwar erst am Wochenende offiziell sagen, aber der Entscheid ist gefallen: Der 19-jährige Doppelbürger wird das Angebot der kroatischen Nationalmannschaft annehmen, obwohl er eigentlich für die Schweiz spielen möchte. Doch Papa Luka Rakitic sagt nein.
Ich konnte heute um 23 Uhr kurz mit Rakitics Vater reden, bei dem ich mich nochmals für das späte Aufleuten entschuldigen möchte, aber die Meldung vom Transfer des Ex-Baslers zu Schalke 04 kam erst jetzt über die Agenturen. Und damit ist klar, dass Ivan Rakitic sagen kann, was beschlossene Sache ist, denn in Deutschland wird er in Ruhe spielen können. Das Timing ist perfekt.
"Herr Rakitic, erstmals Gratulation für Ihren Sohn. Schalke ist ein Topklub."
"Danke, ich bin sehr stolz auf Ivan."
"Er ist erst 19, wird er es in der Bundesliga packen?"
"Mein Sohn hat das Zeugs dazu, aber im Fussball weiss man nie. Ich bin jetzt einfach einmal froh, dass alles reibungslos über die Bühne gegangen ist. Der FC Basel hat sich vorbildlich verhalten, auch Schalke."
"Ich habe mehrmals versucht, Ihren Sohn zu erreichen. Ist er vielleicht bei Ihnen zu Hause?"
"Er ist gerade in Zürich gelandet, wir erwarten ihn demnächst hier bei uns in Möhlin."
"Sie haben vor drei Jahren ein Gipsergeschäft eröffnet. Werden Sie den Betrieb weiterführen?"
"Im Moment schon. Mein älterer Sohn wird mir helfen, aber sicher ist, dass ich, meine Frau und auch mein älterer Sohn abwechslungsweise bei Ivan in Deutschland sein werden. Er braucht uns jetzt."
"Ihr Sohn würde gerne für die Schweizer Nationalmannschaft spielen, aber er hat sich für Kroatien entscheiden. Wieso?"
"Offiziell hat mein Sohn noch nicht Stellung bezogen."
"Aber die Sache ist klar, wobei Sie bei der Entscheidungsfindung grossen Einfluss hatten. Sie drängten immer für Kroatien."
"Offiziell sage ich: Mein Sohn ist der Fussballer, nicht ich, er muss wissen, was gut und was richtig ist für ihn."
"Hat die kroatische Nationalmannschaft mehr bezahlt als der Schweizer Verband?"
"Es geht nicht um Geld, sondern um sportliche Perspektiven. Als ehemaliger Profifussballer und als Vater kann ich Ihnen aber versichern, dass es eine sehr, sehr schwere Entscheidung ist. Ivan hat von 12 bis 19 für die Schweizer Juniorennationalmannschaften gespielt. Sich nun gegen seinen bisherigen Verband zu entscheiden, wenn er es denn tut, ist nicht einfach."
"Hätten Sie Ihren Sohn auch unterstützt, wenn er sich für Köbi Kuhn entschieden hätte?"
"Offiziell sage ich: Ich werde meinen Sohn immer unterstützen, ob er nun für die Schweiz spielt oder für Kroatien. Offiziell kann ich Ihnen nichts anderes sagen."
"Offiziell verstehe ich das, besten Dank und viel Glück für die EM-Qualifikation."
"Danke."
P.S Sollte Rakitic doch noch kippen und sich wider Erwarten für die Schweiz entscheiden, werde ich bei der nächsten PK Köbi Kuhn persönlich die Bierdose reichen. Die Wette gilt, Ehrenwort.
Juni 22, 2007, 01:40 vorm.
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Gras-Wernies Neffe
Der Neffe von Gras-Wernie, selig, muss logischerweise ein Kiffer sein. Seit bekannt ist, dass auch der Sohn von Ueli Maurer Gras raucht, kann man am Burezmorge der SVP wählen zwischen Hobelkäse, Maurer-Gras und Schwarzem Afghan.
Nichts auszusetzen also, wenn auch Gras-Wernies Neffe kifft - er bezeichnete Blocher als "den fähigsten Politiker der Schweiz", das meinte er vermutlich sogar ernst. Aber muss er als Finanzier von GC im bekifften Zustand ausgerechnet dem Tagi ein Interview geben?
Ich habe meinen Kollegen Ueli Kägi schon mehrmals gelobt, denn er macht einen ausgezeichneten Job, aber was er sich heute erlaubt hat, geht zu weit. Es gibt so etwas wie journalistische Leitlinien, Arbeitsethos: Man interviewt keine bekifften Leute, auch nicht den Neffen von Gras-Wernie, Heinz Spross.
Ueli Kägi blieb hartnäckig: Ob er und Erich Vogel an den Transferrechten von Raul Bobadilla beteiligt seien, wollte Kägi von Gräsli-Heinz wissen. Bobadilla ist GCs Toptransfer, er kommt von Congeli Basel! "Ich selbst bin nicht Besitzer", sagte der kleine Spross demTagi. Ein paar Stunden vergingen und Gräsli-Heinz meldete sich wieder bei Kägi und räumte nun ein, doch Mitbesitzer zu sei. Wieso plötzlich? "Sie haben mich das nicht genau so gefragt." In der Zwischenzeit hatte GC-Präsident Berbig demselben Journalisten bereits bestätigt, dass er sicher sei, Spross sei beim Bobadilla-Transfer involviert.
Die Frage nun ist: War Gräsli-Heinz vor oder nach dem Interview bekifft?
"Man kann sowieso nicht sagen, ein Spieler gehöre einem", bemerkte der GC-Finanzier schliesslich. Sogar in Mauretanien wurde die Sklaverei vor ein paar Jahren offiziell abgeschafft, nun also auch auf dem Hardturm. Mit einer Ausnahme allerdings, wie Gräsli-Heinz präzisierte: "Mir gehört höchstens meine Frau."
Leider versäumte es mein Tagi-Kollege, Gräsli-Heinz zu fragen, wie hoch denn die Transferrechte an seiner Frau sind. Und wer allenfalls daran beteiligt ist.
Auch GC muss sparen - gut zu wissen, welche Aktiven man in der Buchhaltung führt.
Juni 22, 2007, 12:30 vorm.
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20. Juni 2007
Von Männern und Fliegen
Leonardo Sciascia, grosser sizilianischer Literat, bekannt für Romane wie "Der Tag der Eule" (Il giorno della civetta) und "Jedem das Seine" ("A ciascuno il suo"), unterteilte seine Landsleute einst in "uomini, ominichi e quaqueraqua". Die Ersten seien wahre Männer, uomini, die Zweiten Männlein, ominichi, die Dritten Schnorris und Dampfplauderer, quaqueraqua. Für Letztere hatte Sciascia nichts übrig - so wenig wie für die Fliegen, die in den heissen Sommermonaten auf Sizilien an seiner feuchten Stirn klebten.
Das Theorem der sciascianischen Dreifaltigkeit lässt sich locker auch auf die Super League adaptieren.
Der FC Basel hat Petric verloren, Smiljanic, vermutlich wird auch Rakitic den Klub verlassen, Neuzuzüge mit Gewicht sind noch keine in Sicht. Christian Gross hat zwei Möglichkeiten. Er könnte sagen, das Saisonziel sei ein Platz unter den ersten 3, da Teamstützen der letzten Saison fehlten. Oder er könnte sagen, was er sagen müsste und nun auch getan hat: Saisonziel sei Platz 1, die Verteidigung des Cuptitels und international lange mitzuspielen. Man könnte ihn als arrogant und überheblich disqualifizieren, Sciascia würde sagen: ein "uomo".
FCZ-Präsident Canepa bemittleidet sich, weil der ach so böse Favre nach Berlin gezogen ist, wo der Meistertrainer das Mehrfache verdient und grössere sportliche Perspektiven sieht, auch Assistenztrainer Gämperle zieht es nach Norden, dabei sei er doch ein Freund, sagt FCZ-Sportchef Bickel. "Mol luege", war die Devise der FCZ-Führung, als sie von den Abwanderungswünschen ihrer Angestellten erfuhr. Sciascia hätte keinen Zweifel: "ominichi".
Schliesslich GC: Platz 6 sei das Saisonziel, hiess es in einem ersten Moment, dann wurde ein ehrgeizigeres Ziel formuliert: Platz 3 bis 5! Nun angenommen, GC beendet die nächste Saison tatsächlich auf Platz 5, dann ist das Saisonziel also erreicht? Platz 5 für GC? Klare Sache: Im Hardturm haben "quaqueraqua" das Sagen.
Erstaunlich die Weitsichtigkeit des inzwischen verstorbenen Sciascia: Auch im helvetischen Spitzenfussball kannte sich der sizilianische Romancier offensichtlich bestens aus.
Juni 20, 2007, 10:27 vorm.
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16. Juni 2007
Lehrbeispiel: Ricardo Cabanas
Eigentlich wollte ich für ein paar Tage frei machen. Kein Fussball mehr, kein Blog, kurz mal durchlüften und andere Geschichten schreiben, zum Beispiel jene über diesen Schriftsteller, den ich in Italien getroffen habe. Ein beeindruckendes Buch hat er vorgelegt, jetzt auch auf Deutsch. Kulturchef Peer T. fragt gar nicht mehr nach, wann das Portrait endlich fertig ist.
Lieber Peer, ich hab mir wirklich vorgenommen, die Pendenzen abzubauen.
Und nun dies: Ricardo Cabanas im Tages-Anzeiger von heute.
Soviel Schwachsinn habe ich von einen Profifussballer schon lange nicht mehr gehört. Insofern passt er bestens zu GC.
Aber der Reihe nach: Es werde sicher Nörgler geben, die finden, er sei im Ausland zweimal gescheitert, sagt Cabanas dem Tagi-Kollegen Ueli Kägi (dem für diesen interessanten Artikel herzlich gedankt sei - das ist nicht ironisch gemeint!). Offensichtlich ist Cabanas vom Gegenteil überzeugt, was aber nichts daran ändert, dass er im Ausland (zuerst in Guingamp, dann in Köln) tatsächlich zweimal gescheitert ist. Das ist keine Nörgelei, sondern eine nüchterne Feststellung. Cabanas hat sich nicht durchsetzen können. Punkt.
Wenn die Grasshoppers in der kommenden Saison nur um Platz 6 hätten mitspielen wollen - wie von der neuen GC-Führung vor ein paar Wochen mitgeteilt -, dann hätte er einen Wechsel zu GC ausgeschlossen, sagt Cabanas weiter. Vor ein paar Tagen hatte Finanzier Heinz Spross "Platz 3 bis 5" als neues Ziel definiert. Also ist auch Platz 5 ein Ziel? Das macht die Sache natürlich radikal anders, 6 oder 5, das sind Welten. Für wie bescheurt hält GC die eigenen Fans eigentlich? Für wie bescheuert hält sie Cabanas?
Vielleicht sei er zu wenig egoistisch, um im Ausland erfolgreich Profi sein zu können, gibt Cabanas dem Tagi schliesslich zu Protokoll (also ist er doch gescheitert?). "Ich mache nicht alles mit und gehe nicht über Leichen, nur um meine Ziele zu erreichen." Nein, Leichen müssen es nicht gerade sein, aber ein paar schöne Spielzüge schon. Er könnte anfagen, wieder ordentlich Fussball zu spielen. Bevor er ins Ausland ging, hatte er es in der Schweiz ansatzweise gekonnt.
Zeit dazu hat er nun ja. GC wollte ihn bis 2017 an den Klub binden, er verpflichtete sich nur bis 2012 (wirkt geradezu bescheiden). Er möchte seine fünfmonatige Tochter in Zürich aufwachsen sehen, weil er diese Stadt liebe. Angenommen, Cabanas hätte sich diesen Winter auf der Ersatzbank in Köln nicht den Hintern abgefroren, angenommen, ein Klub wie Milan, Bayern oder Arsenal hätte ihm einen Vertrag angeboten, dann würde die fünfmonatige Tocher mit Sicherheit in Mailand, München oder London an ihrem Daumen nuckeln.
Cabanas hat das Zeugs dazu, ein guter Fussballer zu werden, aber er muss aufhören, sich selber zu betrügen. Man muss ihn - Kinder weghören - an den Eiern packen. Ob Trainer Latour das kann, ist fraglich, denn oft habe ich das Gefühl, dass man auch ihm an die Eier greifen müsste. Er ist in Köln ebenso gescheitert wie Cabanas. Beide stehen für das neue GC.
Hallo, aufwachen!
Juni 16, 2007, 03:21 nachm.
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13. Juni 2007
Matthäus: "Schweiz? Bin interessiert."
Lothar Matthäus, mit 150 Länderspielen Deutscher Rekordhalter, wurde heute bei Red Bull Salzburg als Co-Trainer entlassen. Die offizielle Begründung: "Unterschiedliche Auffassungen" mit Cheftrainer Giovanni Trapattoni. Ist das der wahre Grund? Ich habe bei Matthäus kurz mal nachgefragt:
"Herr Matthäus, zusammen mit Trapattoni wurden Sie mit Red Bull Salzburg souverän Meister. Und jetzt der Knall. Was ist passiert?"
"Dazu will ich mich nicht äussern."
"Die Trennung überrascht aber schon. Eine Topsaison hingelegt, dann weg."
"Ja, es ist eine Überraschung, in der Tat. Ich war die letzten drei Wochen in den Ferien, jetzt dies. Aber ich bin Profi genug, das wegzustecken. Entlassungen sind Teil des Geschäfts."
"Was werden Sie machen?"
"Ich habe mir das noch gar nicht überlegt. Meine Frau hat einen Job in Salzburg, meine Tochter geht hier zur Schule, uns gefällt es sehr, wo wir grad sind. Ich habe keine Eile."
"Ihr Vertrag läuft bis 2008. Trotzdem: Sie sind kein Typ fürs Tulpensetzen."
"Nein, mit Sicherheit nicht. Ich werde im Fussball bleiben, wo ich meinen nächsten Job annehmen werde, das weiss ich im Moment aber nicht."
"Wäre die Schweiz was für Sie?"
"Die Schweiz? Bin interessiert, wieso nicht? Ich kann nicht behaupten, dass ich der absolute Fachmann bin, aber ich weiss doch ziemlich viel über euren Fussball, der in den letzten zwanzig Jahren eine sensationelle Entwicklung durchgemacht hat. Ein Angebot aus der Schweiz würde ich mir sicher genau anschauen. Aber wie gesagt, ich steh nicht unter Druck."
"Sie haben mit Giovanni Trapattoni seinerzeit in Italien eine wunderbare Erfahrung gemacht: Meister mit Inter Mailand gegen Maradonas Napoli. Jetzt diese Kampfscheidung bei Red Bull. Bereuen Sie es, bei Salzburg angeheuert zu haben?"
"Im Nachhinein ist man immer klüger. Nein, aber bereuen tue ich nichts, es handelt sich auch nicht um eine Kampfscheidung, wie Sie sagen, zumindest hoffe ich, dass es keine wird. Wir hatten eine sensationelle Saison mit Red Bull Salzburg, daran ändert auch dieser unschöne Abgang jetzt nichts.Und was Italien anbelangt: Diese Erinnerung lass ich mir durch nichts und von niemanden trüben."
"Ein Urteil zu Johan Vonlanthen, den Sie bei Salzburg betreuten."
"Ich wollte ihn unbedingt haben, und es hat sich gelohnt. Johan hat bei Salzburg fantastisch gespielt, dass wir heuer Meister geworden sind, ist auch ihm zu verdanken. Wo er noch Defizite hat, ist in seiner Konstanz. Er muss stabiler werden, das heisst seine Leistungen, die sind nicht immer beständig, aber wenn er das spielt, was er kann, dann ist er eine Wucht. Ich denke, es tut ihm gut, jetzt etwas geordnete Verhältnisse zu haben und etwas länger an einem Ort zu arbeiten."
"Vielen Dank für das kurze Gespräch! Bis demnächst in der Schweiz."
"Kann gut sein, schaun mer mal."
Juni 13, 2007, 05:05 nachm.
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Urs "Linsenzähler" Linsi
Am Fifa-Kongress vor zwei Wochen fragte ich Fifa-Generalsekretär Urs "Linsenzähler" Linsi: "Herr Linsi, der Tages-Anzeiger behauptet, Sie seien auf der Abschussrampe. Was sagen Sie dazu?" - "Der Tages-Anzeiger?" Linsi lächelte. "Würde ich alles glauben, was in den Zeitungen steht, wäre ich schon lange nicht mehr Generalsekretär."
Zum Glück glaubt Linsi, was in seinem Kündigungsschreiben steht. Sonst wäre er heute immer noch Generalsekretär.
Juni 13, 2007, 12:46 vorm.
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